Auf vielfachen Wunsch ein weiterer Schmankerl aus bella Italia - diesmal keine Tour, sondern "nur" das Derby zwischen Pisa und Livorno aus dem Jahr 2001. Der Bericht stammt aus der 15. Ausgabe des (PF)LÄSTERSTEIN. Viel Spaß beim Lesen...
28. Spieltag Serie C1 Girone A Italien am 25.03.2001
Pisa Calcio vs. Livorno Calcio 0:1
(in der 78. Spielminute abgebrochen)
Nachdem Olga in letzter Minute abgesprungen war, mussten wir die Fahrt in die Toskana nicht nur zu dritt antreten, sondern auch noch Klaus in Treuchtlingen abholen... So kamen wir... Thorsten und ich... in den Genuss eines rund dreihundert Kilometer langen Umwegs. Nach knapp elfstündiger Fahrt (in Parma wäre beinahe Schluss gewesen, doch Thorsten rettete nicht nur meinen treuen Corsa, sondern auch unsere Gesundheit mit einem mehr als gewagten Manöver - wenig später verabschiedete er sich mit zittrigen Knien auf den Beifahrersitz, aber auch Klaus und ich brauchten erst mal ne Beruhigungszigarette)... ursprünglich hatten wir mit neun gerechnet... erreichten wir Pisa am späten Sonntagvormittag... Nachdem ich mein Spaßmobil rund einen Kilometer von der Arena Garibaldi entfernt abgestellt hatte, machten wir uns auf den Weg zum schiefen Turm. Anschließend zog es uns in die Altstadt, wo wir uns in einer gemütlichen Pizzeria niederließen... Knapp zwei Stunden vor dem Anpfiff machten wir uns endlich auf den Weg zur Arena Garibaldi, wo bereits einiges los war. Obwohl sich rund ums Stadion unzählige vermummte Pisani herumtrieben, blieb es vor dem Spiel weitgehend ruhig. Wohl nicht zuletzt ein Verdienst der zahlreich vertretenen Ordnungshüter... Unmittelbar nach der Öffnung der Stadiontore verzogen wir uns ins Innere der knapp 24.000 Zuschauer fassenden Arena... Wenig später kam es bereits zu den ersten Ausschreitungen des Tages, als einige Livornesi versuchten, den leeren Block zwischen Gästekurve und Gegengerade zu stürmen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten Policia und Carabinieri die Randalierer jedoch wieder in ihren Block zurückdrängen... In der Folgezeit beschränkten sich Livornesi und Pisani auf den verbalen Schlagabtausch... Pünktlich zum Einlaufen der Gladiatoren... äh... Spieler versanken sowohl Heimkurve... leider kamen hier nur Bengalen zum Einsatz... als auch Gästekurve in dichtem Rauch... Die Stimmung unter den knapp 12.000 Zuschauern in der Arena Garibaldi war in der ersten Halbzeit auf beiden Seiten mehr als genial. Ebenfalls genial waren die zahlreichen Spruchbänder, auf denen die Gegenseite teils übelst bepöbelt wurden, und die Schalparaden... Während Sconvolts, Rangers & Co. zu Beginn der zweiten Halbzeit mit einigen Spruchbändern in Richtung Vereinsführung aufwarten konnten, blieben die Livornesi, die übrigens von ihren Gemellati aus Firenze (CAV) unerstützt wurden, blas... Als die Gäste zwanzig Minuten nach dem Seitenwechsel in Führung gingen, kochte die bis dato immer mehr brodelnde Stimmung über. Binnen weniger Sekunden deckten die Pisani das Spielfeld mit unzähligen Bengalen und herausgerissenen Schalensitzen ein... Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis es den Spielern von Pisa Calcio gelang, ihre Fans wieder zu beruhigen... Vom Wiederanpfiff bis zum erneuten Spielabbruch... verantwortlich war ein verschossener Elfmeter der Gastgeber... dauerte es gerade einmal zehn Minuten... Wieder wurde das Spielfeld mit allerlei Gegenständen eingedeckt... Sowohl den nun aufmarschierenden Ordnungshütern, als auch der Heimmannschaft gelang es nicht, die aufgebrachten Pisani zu beruhigen... Zwanzig Minuten später entschied sich der Schiedsrichter, mach Absprache mit der Einsatzleiterin und beiden Kapitänen, das Spiel abzubrechen. Während die rund dreitausend mitgereisten Livornesi ihre Mannschaft feierten, verließen die meisten Pisani alsbald das Stadion... Da Polizia und Carabinieri den Bereich hinter dem Gästeblock weiträumig abriegelten, kam es auch nach dem Spiel nicht zum Aufeinandertreffen der verfeindeten Lager. Dafür lieferten sich unzählige Pisani eine ziemlich derbe Straßenschlacht mit der Staatsmacht. Nachdem wir das bunte Treiben ein wenig verfolgt hatten (am heftigsten war ein Kunde, der mittels Taucherbrille den unzähligen Tränengaskartuschen der Carabinieri trotzte), wurde es langsam Zeit, den Heimweg anzutreten. Knapp zehn Stunden später war der Sonntagsausflug in die Toskana für mich beendet, während meine beiden Mitstreiter noch ein paar Kilometer vor sich hatten...
Hier noch ein paar Fotos vom Spiel - mehr findet Ihr in meinem Bildband "Momentaufnahmen"
Hier noch ein paar Fotos vom Spiel - mehr findet Ihr in meinem Bildband "Momentaufnahmen"