Heute vor zehn Jahren wurde Gabriele Sandri an der Autobahnraststätte Badia al Pino bei Arezzo von der Kugel des Polizisten Luigi Spaccarottella (abgefeuert von der anderen Seite der Autobahn - der Lazio Fan saß zu diesem Zeitpunkt mit seinem Bruder und Freunden im Auto - zuvor war es zu einem verbalen Schlagabtausch mit Fans der Alten Dame gekommen) tödlich getroffen...
Am 14. Februar 2012 wurde letztinstanzlich das Urteil gegen den Todesschützen bestätigt: 9 Jahre und 4 Monate Haft wegen Totschlags. Zuvor hatten der Beschuldigte und seine Verteidiger auf fahrlässige Tötung plädiert (im Prozess wechselten die Aussagen Spaccarottellas von "in die Luft abgegeben" bis zu "versehentlich ausgelösten" Schüssen). Erst eine Vielzahl von Zeugenaussagen und die unermüdliche Arbeit der Anwälte der Familie Sandri überführten ihn des Totschlags und die Rekonstruktion des Tatgeschehens ließ ebenfalls keinen Zweifel daran, dass es sich keinesfalls um einen Unfall gehandelt haben kann, wie es in erster Instanz noch entschieden wurde.
Einen Sieger gab es in diesem Prozess jedoch nicht. Spaccarotellas Kinder werden ihren Vater etliche Jahre nicht oder nur selten zu Gesicht bekommen. Giorgio Sandri wird seinen Sohn Gabriele niemals mehr in den Arm schließen können...
Nachdem lange Zeit keine Gedenktafel an der Raststätte Badia al Pino angebracht wurde (die Institutionen stritten, ob eines Fans überhaupt in dieser Form gedacht werden dürfe), machte die Schickeria München auf der Heimfahrt vom Europacupspiel bei der Roma Nägel mit Köpfen und brachte eine Gedenktafel an...
„Gabriele eine Gedenktafel zu verweigern ist etwas absolut unmenschliches, eine Schande. Sein Tod war kein zufälliger Tod. Gabriele wurde zum Opfer einer maßlosen Gewalt. Wir wollten dies nicht akzeptieren. Mit unserer Initiative wollten wir unseren kleinen Beitrag dafür leisten, dass Gabriele eine Gedenktafel und eine Erinnerung erhält, die der Tragweite seines Falls entspricht. Und vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit für seine Geschichte voll unakzeptabler Schande und Gewalt. Deshalb haben wir uns entschieden, eine kleine metallene Gedenktafel gravieren zu lassen.“
Erst einige Jahre später konnte sich die Obrigkeit doch noch dazu durchringen, einen offiziellen "Gedenkstein" zu genehmigen!
GABRIELE VIVE
Den Tod Gabriele Sandris nahm die Obrigkeit zum Anlass, die Repressionsschraube weiter anzuziehen. So wurden nicht nur Pyrotechnik, sondern auch Trommeln und Megaphone verboten, zudem durften nur noch autorisierte Spruchbänder in die Stadien. Die größte Hürde stellte jedoch die Einführung der "Tessera del Tifoso" dar, ohne die weder Auswärts- noch Dauerkarten erworben werden konnten.
Glücklicherweise scheint die "Tessera del Tifoso" in absehbarer Zukunft der Geschichte anzugehören, schon jetzt dürfen vielerorts Gäste auch ohne die verhasste Karte Tickets für den Settore Ospiti kaufen. Leider kommt für etliche ruhmreiche Ultragruppen die Wende zu spät...