20. Spieltag Serie A Italien am 24.02.2001Stadio Atleti Azzuri d'Italia Bergamo
Atalanta Bergamo vs. AS Bari 0:0
Da wir unterwegs noch einen Supermarkt überfallen hatten... mein Gott, wir hatten halt Durst... erreichten wir Bergamo erst um kurz nach sieben... Nachdem wir unser Auto in einer finsteren Gasse abgestellt hatten, machten wir uns auch schon auf den Weg zum Stadio Atleti Azzuri d'Italia. Nachdem wir unsere bestellten Karten abgeholt hatten, trieben wir uns noch ein wenig in der näheren Umgebung herum... unglaublich, auf was für Leute man hier trifft... ehe wir uns auf die Haupttribüne verzogen... Zum Einlaufen der beiden Mannschaften hantierten BNA, WKA & Co. in der Curva Pisani mit unzähligen Doppelhaltern, Schwenkfahnen und Bengalen, während die knapp hundert mitgereisten Gäste lediglich eine Schwenkfahne, sowie vier Doppelhalter mit in die Lombardei gebracht hatten... Knapp 20.000 Zuschauer sahen in den folgenden neunzig Minuten ein überaus kampfbetontes Spiel, das die Gastgeber trotz drückender Überlegenheit nicht für sich entscheiden konnten... Die Stimmung in der Curva Pisani war an diesem Abend mehr als genial. Es gab eigentlich keine Minute, in der die eigene Mannschaft nicht lautstark unterstütz wurde... Mein Gott, warum kann das bei uns in Bochum nicht auch so sein? Unmittelbar nach dem Schlusspfiff kehrten wir dem bunten Treiben im und ums Stadio Atleti Azzuri d'Italia den Rücken, schließlich hatten wir noch ein paar Kilometer vor uns...
23. Spieltag 1. Bundesliga am 25.02.2001
Ruhrstadion Bochum
VfL Bochum vs. VfB Stuttgart 0:0
Von Bergamo aus ging es via Verona, Trento, Bolzano, Passo Brennero, Innsbruck, Garmisch, München, Hebertshausen... wo wir mein Spaßmobil gegen Marcos tauschten... Nürnberg, Würzburg und Kassel nach Detmold. Nachdem wir im Hause Wächter ein wenig Augenpflege betrieben hatten, machten wir uns mittels Deutscher Bahn AG auf den Weg nach Bochum... Die Kombination Wodka und Bier schien mir nicht sonderlich bekommen zu sein, da ich am Bochumer Hauptbahnhof beinahe den Bahnsteig geküsst hätte... Als wir das Ruhrstadion eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff betraten, beendeten unsere Jungs gerade die Vorbereitungen fürs geplante Intro. Nachdem ich mich noch ein wenig mit Dominik von den Tornados Rapid, der sich mit einigen anderen Wienern nach Bochum verirrt hatte, unterhalten hatte, verzog ich mich an den Bierstand, wo ich mich mit Cobi und Philipp aufs Spiel einstimmte... Kurz vor halb sechs präsentierten wir ein rund dreißig Meter langes Transparent, auf dem wir unsere Herren Profis aufforderten, für sich, für uns und für Bochum zu kämpfen. Des Weiteren kamen in der Ostkurve unzählige Spruchbänder, Doppelhalter und Schwenkfahnen zum Einsatz... Über dem Ruhrstadion zog just zu diesem Zeitpunkt ein Flugzeug seine Bahnen, das ein nettes Transparent im Schlepptau hatte. Mein Kompliment an die Initiatoren dieser Luftshow... Obwohl beide Mannschaften den rund 20.000 Zuschauern spielerisch nicht sonderlich viel boten, war die Stimmung auf beiden Seiten durchaus akzeptabel. Da unsere Herren Profis auch die besten Chancen stümperhaft vergaben, dürften die knapp fünfhundert Stuttgarter letztendlich einen glücklichen Punktgewinn feiern... Nach dem Schlusspfiff verzog ich mich alsbald in Richtung Gästeblock, vor dem Thorsten bereits auf mich wartete... Zwanzig Minuten später befand ich mich in einem der Stuttgarter Busse. Die knapp fünfstündige Fahrt nach Stuttgart Degerloch... äh... Bad Cannstatt verlief wie erwartet feuchtfröhlich... Vom Gottlieb-Daimler-Stadion ging es weiter nach Plochingen, wo ich es mir auf Thorstens Sofa bequem machte. Um kurz nach sechs ging es dann mittels Deutscher Bahn AG weiter Richtung Heimat...
Bevor ich Euch ein paar Fotos von der Tour - in Como ereilte mich der Supergau, merkte ich doch erst im Stadion, dass ich meine leeren Filme im Auto vergessen hatte, weshalb es von diesem Spiel keine Fotos gibt - präsentiere, noch der Nachruf an Francesco "Bae" Romer, den ich seinerzeit bereits im (PF)LÄSTERSTEIN (im Original ebenso wie als Übersetzung) abgedruckt hatte...
FRANCESCO "BAE" LAUF WEITER
Am Dienstag, dem 13. Februar um neun Uhr fünfzehn ist unser Bruder, Freund und Kumpane von uns gegangen: Francesco Romer, den alle als "Bae" kannten. Was soll man zu einer so grausamen, dunklen, schlechten, ungerechten und absurden Sache sagen? Was kommt aus unserem Herzen, das voller Tränen ist? Wenig, aber nichts Erfundenes. Es reicht, sich daran zu erinnern, was für ein großartiger Mensch Bae während seines kurzen Lebens, das von Sinn und Menschlichkeit geprägt wurde, war. Seine Art andere aufzurütteln und doch ruhig zu bleiben; die Art, in der er an Probleme heranging. Wir, die ihn in der Kurve des Stadions oder im Sozialzentrum kennen gelernt haben, haben von ihm gelernt, dass man Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Gnade erlangen kann, wenn man daran glaubt... davon träumt... Wir werden ihn im Herzen behalten, jeder auf seine Art oder alle gemeinsam, so wie er es wollte. Bae war einer von denen, die leben, um mit anderen zu leben. Er suchte nach Wegen, um eine Einheit zu bilden, auch wenn er einige Male die Einsamkeit suchte. Vielleicht hatte er gerade deshalb diese innere Kraft. Er war einer der wenigen, die niemals diejenigen vergessen, denen es noch schlechter geht. Unvergesslich seine Natürlichkeit und die Wut eines Menschen der nie aufgehört hat zu kämpfen. Er ist in der Kurve aufgewachsen, und mit ihm sind viele andere aufgewachsen. Er kämpfte dafür, dass die Kurve einen besonderen Status erlangte. Er glaubte an die Menschlichkeit, wo auch immer er sich befand. Er wusste, dass nur diejenigen, die von ganz untern kommen, wissen, wie viel Gutes diese Menschlichkeit bewirken kann. Er war begeistert von der Revolution der Zapatisten und träumte davon, jetzt im März Marcos und die EZLN (Zapatistische Befreiungsfront - die EZLN fordert eine Autonomie für die Indianer Mexikos) zu besuchen. Die Krankheit hat es ihm nicht mehr erlaubt. Aber wir werden ihn gemeinsam zu seinem Leuten nach Chiapas bringen. Viele werden sich im nähern, um weniger Angst vor der Arroganz und der Gewalt zu haben, die er nicht akzeptierte, weil er von einer besseren Welt träumte, die für die Schwächsten reserviert war. Es werden sehr viele sein. Bae ist nicht mehr da. Es ist sinnlos, dies zu verdrängen, auch wenn wir es nur schwer akzeptieren können. Aber er ist in unseren Herzen, und von dort kann ihn uns niemand nehmen. Lauf und träume weiter Bae. Wir sind bei Dir.
CENTRO SOZIALE RIVOLTA
TUTTA LA CURVA SUD