Freitag, 27. November 2020

Rezension: Christoph Leischwitz MIA SAN DIE BAYERN!

"Kennst Du diesen Christoph Leischwitz" - eine Frage, die mir vor dem Erscheinen des Buches von etlichen Wegbegleitern aus Nah und Fern gestellt wurde. "Nein" war dann die Antwort; das Word Wide Web gab preis, dass besagter Christoph Leischwitz Jahrgang 1973 ist und seine Brötchen als freier Journalist unter anderem bei der Süddeutschen Zeitung, dem Spiel und beim Fußballmagazin 11 Freunde verdient. Ein Externer, der über die Fanszene der "Roten" schreibt... interessant... Letztendlich kann ich nur meinen Hut ziehen, schließlich ist es per se keine leichte Aufgabe, die überaus facettenreiche Fanszene des deutschen Rekordmeisters auf etwas mehr als zweihundert Seiten abzuhandeln (mit ein Mammutwerk alla "Die Kinder der Westkurve" schon allein deshalb nicht zu vergleichen) von den Anfängen bis in die Gegenwart "aufzuarbeiten". Da der Autor zwar in jungen Jahren mit dem Virus "FC Bayern" infiziert wurde, selbst aber nie Teil der "Szene" wurde, stützt er sich auf bekannte chronologische Ereignisse und unzählige teils intensive und ausführliche Gespräche mit den Protagonisten der Bayernszene, wobei man sagen muss, das vielleicht mit Falk Diehl einer Einzelperson etwas viel "Aufmerksamkeit" eingeräumt wird - andererseits muss ich sagen, dass mich persönlich gerade die mit Falk abgehandelten Themen/Zeiträume (SK73, Red Angels) durchaus interessiert haben, lagen diese doch vor "meiner Zeit". Aufgeteilt in drei große Themenkomplexe mit dem Grünwalder Stadion, dem Olympiastadion und der Arena, verbunden mit den jeweiligen "Fanheimen" (Parkstraße, Bunker, Deisenhofener Straße, Laim I und II), sowie den damals und heute aktivsten Fanclubs und Gruppen (Südkurve 73, Red Angels, Red Munichs 89, Munichmaniacs, Schickeria) führt uns Christoph Leischwitz in fünfzehn Kapiteln durch die teils Geschichte der Bayernszene, ohne sich dabei zu sehr in Details zu verlieren. Ein bisschen (zu) kurz kommt meiner Meinung nach die Entwicklung der Szene in den frühen neunziger Jahren; schließlich wurden hier einige Weichen für die weitere Entwicklung des Fangeschehens bei den Bayern gelegt. So vermisse ich beispielsweise ein paar Sätze über die starke und noch heute existierende Allesfahrerszene, die mitreisenden Pokalerfolge der Bayern Amateure, Groundhopping, Pyrotechnik und Choreographien, denn gerade in diesen Bereichen waren die Bayern mit Sicherheit Vorreiter in Deutschland. Das Buch endet mit der phänomenalen 120-Jahre-Feier, der glanzvollen Geburtstagschoreographie gegen den FC Augsburg (zeitgleich mein bis dato letztes live gesehenes Fußballspiel) und dem Ausbruch der Corona-Pandemie... ja es hat schon eine gewisse Tragik, dass dieses Jahr (in dem sich wohl viele, wenn nicht sogar die meisten Vereine komplett von der Fanbasis abgekoppelt haben) als eines der erfolgreichsten in die Vereinsanalen eingeht...
Ich habe das Buch in "einem Rutsch" durchgelesen - wer mich kennt weiß, dass das ab und an schon mal vorkommt, aber nachdem sich bei mir in den letzten Monaten eine gewisse Fußballmüdigkeit/Lethargie breit gemacht hat(te), durchaus etwas Besonderes! Wer das gute Stück noch nicht hat, sollte keine Minute zögern...

Christoph Leischwitz MIA SAN DIE BAYERN!
Herausgeber: Verlag die Werkstatt
Seiten: 224 - farbig
Preis: 18,00
ISBN: 9783730705186

Mittwoch, 25. November 2020

oh mama mama mama...

oh mama mama mama.
sai perchè mi batte il corazon.
ho visto maradona.
ho visto maradona.
oh mama inamorato sono.


Manchmal sind es gerade die bitteren Momente, die einen (wieder) aus der Reserve (oder eben dem Coronaloch) locken. Der Tod von Diego Armando Maradona kam zwar nicht wirklich überraschend, schließlich hatte der "Goldjunge" (El Pibe de Oro) sein Leben mehr als gelebt...

Argentinos Juniors, Boca Juniors, Barcelona, Napoli, Sevilla, Newell's Old Boys und zu Letzt abermals Boca Juniors waren seine Stationen als aktiver Spieler; gerade bei den Boca Juniors und in der Hauptstadt Kampaniens wird der Exzentriker Maradona wie ein "Gott" verehrt... Napoli, den süditalienischen Underdog, führte der Argentinier zu zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg und zum Sieg im UEFA-Cup. Apropos UEFA-Cup - das legendäre Aufwärmen Maradonas im Halbfinalrückspiel im Münchner Olympiastadion in der Saison 1988/1989 war meine erste bewusste Begegnung mit dem Ausnahmekönner... Die "Hand Gottes" im WM-Halbfinale am 22. Juni 1986, die Argentiniens Weg zum Titel ebnen sollte, der weinende Maradona nach dem Finale 1990 (was hab ich mich da gefreut!) bleiben wohl für immer in meinem Gedächtnis; ebenso der Absturz, beginnend mit der Kokainaffäre 1991...

Und trotzdem war Diego Armando Maradona ein Unikat, ein Fußballverrückter, einer der für mich "den Fußball" einfach ausgemacht hat. Mit seinem Tod verliere ich nun ein weiteres Stück des Fußballs, den ich liebe respektive lieben gelernt habe...

Aber gerade die Vorstellung, dass davon irgendwann nichts mehr vorhanden ist, lässt mich nicht kalt - ich will meinen Teil unbedingt beitragen, dass die "Erinnerung an diese Welt" aufrecht erhalten wird; und wie geht das aus meiner Sicht besser, als mein Projekt/meinen (PF)LÄSTERSTEIN (endlich) weiter voranzutreiben?! Gefüllt mit vielen Erinnerungen an längst vergangene Tage, Rückblicke auf die "gute alte Zeit",... ein Versuch die Werte der "Alten"/ersten Generation (deutscher Ultras) weiterzutragen...

Nun ja, und so hab ich gleich mal alle "angehaun", die sich in irgendeiner Form im kommenden Heft einbringen woll(t)en und noch nicht aktiv geworden sind. Mich selbst werde ich auch ordentlich an der Nase packen, und so die momentan eher spärlich bemessene Freizeit (Corona verursacht nämlich bei uns nicht nur ein Fußballvakuum, sondern auch einen Haufen Arbeit/neue Herausforderungen) endlich wieder (zumindest teilweise) für das Projekt "(PF)LÄSTERSTEIN" nutzen.

Heute Abend schau ich mir aber noch ein paar Videos rund um "El Pibe de Oro" an, blätter ein wenig im Buch "Eines Tages im Mai" (Freunden des italienischen Fußballs kann ich das Buch wärmstens empfehlen) und trinke ein oder zwei Dösken auf einen der ganz Großen (Exzentriker) des Weltfußballs!