Samstag, 30. Dezember 2017

Zweite Auflage MOMENTAUFNAHMEN - ZWÖLF JAHRE "ANALOG" UNTERWEGS...?

Nachdem ich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Anfragen bezüglich meine anno 2016 erschienenen Bildbandes "MOMENTAUFNAHMEN" erhalten habe, spiele ich aktuell mit dem Gedanken einer kleinen und definitiv letzten Neuauflage. Sollte Interesse bestehen, bitte melden...

Hier noch einmal die Fakten zum Buch:
Auf 84 Seiten findet Ihr über 400 (Papier)Fotos aus den Jahren 1995 bis 2006 aus "meiner Fußballwelt", versehen mit der einen oder anderen persönlichen Erinnerung...
Das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf dem VfL Bochum, dem FC Bayern, dem Mutterland der Ultras Italien und unserem Nachbarland Österreich.
Hardcover / A4 / 84 Seiten
Stadionpreis: 19,95 Euro
Bestellung Deutschland (inkl. Porto und Verpackung): 24,00 Euro
Bestellung Europa (inkl. Porto und Verpackung); 27,00 Euro
Kontakt: hielscher.der_pflasterstein@t-online.de


folgendes Interview erschien im Blickfang Ultras:

Ein Wochenende im Februar 2001...

Zeit mal wieder im Buch der Erinnerung zu blättern... Heute gibt es drei Spiele aus dem "gelobten Land", Abstiegskampf aus dem Pott und einen Nachruf auf Francesco Romer, besser bekannt unter dem Namen "Bae" - erschienen in der 15. Ausgabe des (PF)LÄSTERSTEINS (März 2003)...
 
24. Spieltag Serie B Italien am 23.02.2001
Stadio Pierluigi Penzo Venezia
Venezia Mestre vs. Ancona Calcio 2:1
 
Unmittelbar nach der Arbeit machte ich mich zusammen mit Marco, der sich bereits seit Montag in Bayern respektive Österreich... tja, während ich über allerlei steuerlichem Kram saß, frönte Herr Wächter dem Wintersport... herumgetrieben hatte, auf den Weg nach Süden... Üble Schneestürme zwischen München und Bozen, sowie ein Stau kurz vor Mestre sorgten dafür, dass wir die Lagunenstadt erst um viertel nach acht erreichten... Letztendlich betraten wir das Stadio Pierluigi Penzo erst fünf Minuten nach Spielbeginn... Vor dem Spiel hatten Spieler Venezia Mestres zu Ehren des zehn Tage zuvor verstorbenen Bae, einem Gründungsmitglied der Ultras Unione Venezia Mestre, vor der Curva Sud Blumen niedergelegt... Das heutige Spiel gegen Ancona stand dann auch ganz im Zeichen des verstorbenen Bae, so hing über der Fahne der Ultras Unione ein riesiges Transparent mit der Aufschrift "CONTINUA A CORRERE E A SOGNARE, BAE, NOI SIAMO CON TE!"... "LAUF UND TRÄUM WEITER, BAE, WIR SIND BEI DIR!"... Des Weiteren wurde während der ersten fünfzehn Minuten in der Curva Sud ein Transparent mit der Aufschrift "BAE PER SEMPRE"... "BAE FÜR IMMER" präsentiert, sowie ausschließlich Gesänge für Bae angestimmt... Während sich die Gäste aus Ancona weitgehend zurückhielten, war die Stimmung in der Curva Sud am heutigen Abend ganz ordentlich, was wohl nicht zuletzt am guten Spiel der eigenen Mannschaft lag... Zu Beginn der zweiten Halbzeit hantierten die Ultras Unione mir rund dreißig Bengalen, was den bis dato schon dichten Nebel noch dichter werden ließ. Es folgte eine knapp zehnminütige Spielunterbrechung... Die zweite Halbzeit wurde übrigens mit den ebenfalls anwesenden Sauerländern Jens und Pia mehr oder weniger verlabert... Nach dem Schlußpfiff machte ich mich zusammen mit Marco per Pedes auf den Rückweg zum Bahnhof, und von dort aus weiter mit dem Zug nach Mestre... Anschließend steuerte ich mein treues Spaßmobil nach Padova, wo wir auf dem Parkplatz des Stadio Eugeneo die Nacht verbringen wollten. Da sich dort aber der örtliche Strich befindet, machten wir es uns letztendlich vor einer Kirche in einem Vorort von Padova bequem...
 
24. Spieltag Serie C1 Girone A Italien am 24.02.2001
Stadio Sinigaglia Como
Como Calcio vs. Livorno Calcio 0:0
 
Am nächsten Morgen wurden wir vom Läuten der Kirchenglocken geweckt... Schnell die Schlafsäcke im Kofferraum verstaut, und schon befanden wir uns auf der Suche nach einem Supermarkt. Fünf Minuten später hatten wir einen solchen gefunden... Neben Brot, Wurst und Vodka... äh... Wasser erstanden wir hier auch eine Gazetta dello Sport... Wenig später hüpften zwei Gestalten über den Parkplatz des Supermarktes. Grund dafür war die Verlegung des Spitzenspiels der Serie C Girone A zwischen Como und Livorno auf den heutigen Samstag... (heutzutage reicht ein einfacher Blick via Smartphone ins Internet - irgendwie hatte das früher schon so seinen Reiz... hier mal ne positive, da mal ne negative Überraschung) Da es von Como nach Bergamo, wo am Abend das Spiel der Serie A zwischen Atalanta Bergamo und dem AS Bari stattfinden sollte, keine hundert Kilometer sind, war ein Besuch am Comer See natürlich Pflicht... Um die Reisekosten ein wenig zu drücken, ging es über Stock und Stein... äh... abseits der kostenpflichtigen Autobahnen ins rund zweihundertsechzig Kilometer entfernte Como, wo wir eineinhalb Stunden vor Beginn des Spiels eintrafen... Knapp zwanzig Minuten nach uns kamen die rund vierhundert Zugfahrer aus Livorno am Stadio Sinigaglia ein. Obwohl die Carabinieri den Bereich hinter dem Gästeblock weiträumig abgeriegelt hatten, schafften es ein paar Herrschaften aus Como den Livornesi die Hand zu schütteln... Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sich die Ultras beider Vereine nicht gerade grün sind, was wohl nicht zuletzt an den unterschiedlichen politischen Einstellungen liegt... Gut und gerne 14.000 Zuschauer lockte das Spiel zwischen dem Zweiten und dem Ersten hinter dem warmen (Pizza)ofen hervor... Während die Livornesi (Brigate Autonome Livornesi, Nord Kaos & Co.) das Spiel mit Doppelhaltern, Schwenkfahnen, Rauchfackeln und Bengalen einläuteten, rührte sich bei den Heimfans in den ersten fünfzehn Minuten nichts... In der Folgezeit lieferten sich beide Seiten geniale Gesangsduelle. Obwohl beide Mannschaften zahlreiche Torchancen hatten, stand es nach neunzig spannenden Minuten null zu null... Nach dem Schlusspfiff beobachteten wir noch ein wenig das Geschehen rund ums Stadio Sinigaglia.... Hatten die Livornesi vor dem Spiel den Weg vom Bahnhof zum Stadion noch per Pedes zurückgelegt, wurden sie nun mittels Bussen zurück zum Bahnhof gekarrt... So blieb es zumindest nach dem Spiel weitgehend ruhig... na ja, eine Autobesatzung aus Livorno durfte sich über die freundliche Verabschiedung seitens der Blue Fans Como nicht sonderlich gefreut haben... Unmittelbar nachdem sich die Busse mit den Livornesi auf den Weg zum Bahnhof gemacht hatten, nahmen wir unser nächstes Etappenziel in Angriff...
 
20. Spieltag Serie A Italien am 24.02.2001Stadio Atleti Azzuri d'Italia Bergamo
Atalanta Bergamo vs. AS Bari 0:0

Da wir unterwegs noch einen Supermarkt überfallen hatten... mein Gott, wir hatten halt Durst... erreichten wir Bergamo erst um kurz nach sieben... Nachdem wir unser Auto in einer finsteren Gasse abgestellt hatten, machten wir uns auch schon auf den Weg zum Stadio Atleti Azzuri d'Italia. Nachdem wir unsere bestellten Karten abgeholt hatten, trieben wir uns noch ein wenig in der näheren Umgebung herum... unglaublich, auf was für Leute man hier trifft... ehe wir uns auf die Haupttribüne verzogen... Zum Einlaufen der beiden Mannschaften hantierten BNA, WKA & Co. in der Curva Pisani mit unzähligen Doppelhaltern, Schwenkfahnen und Bengalen, während die knapp hundert mitgereisten Gäste lediglich eine Schwenkfahne, sowie vier Doppelhalter mit in die Lombardei gebracht hatten... Knapp 20.000 Zuschauer sahen in den folgenden neunzig Minuten ein überaus kampfbetontes Spiel, das die Gastgeber trotz drückender Überlegenheit nicht für sich entscheiden konnten... Die Stimmung in der Curva Pisani war an diesem Abend mehr als genial. Es gab eigentlich keine Minute, in der die eigene Mannschaft nicht lautstark unterstütz wurde... Mein Gott, warum kann das bei uns in Bochum nicht auch so sein? Unmittelbar nach dem Schlusspfiff kehrten wir dem bunten Treiben im und ums Stadio Atleti Azzuri d'Italia den Rücken, schließlich hatten wir noch ein paar Kilometer vor uns...
 
23. Spieltag 1. Bundesliga am 25.02.2001
Ruhrstadion Bochum
VfL Bochum vs. VfB Stuttgart 0:0
 
Von Bergamo aus ging es via Verona, Trento, Bolzano, Passo Brennero, Innsbruck, Garmisch, München, Hebertshausen... wo wir mein Spaßmobil gegen Marcos tauschten... Nürnberg, Würzburg und Kassel nach Detmold. Nachdem wir im Hause Wächter ein wenig Augenpflege betrieben hatten, machten wir uns mittels Deutscher Bahn AG auf den Weg nach Bochum... Die Kombination Wodka und Bier schien mir nicht sonderlich bekommen zu sein, da ich am Bochumer Hauptbahnhof beinahe den Bahnsteig geküsst hätte... Als wir das Ruhrstadion eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff betraten, beendeten unsere Jungs gerade die Vorbereitungen fürs geplante Intro. Nachdem ich mich noch ein wenig mit Dominik von den Tornados Rapid, der sich mit einigen anderen Wienern nach Bochum verirrt hatte, unterhalten hatte, verzog ich mich an den Bierstand, wo ich mich mit Cobi und Philipp aufs Spiel einstimmte... Kurz vor halb sechs präsentierten wir ein rund dreißig Meter langes Transparent, auf dem wir unsere Herren Profis aufforderten, für sich, für uns und für Bochum zu kämpfen. Des Weiteren kamen in der Ostkurve unzählige Spruchbänder, Doppelhalter und Schwenkfahnen zum Einsatz... Über dem Ruhrstadion zog just zu diesem Zeitpunkt ein Flugzeug seine Bahnen, das ein nettes Transparent im Schlepptau hatte. Mein Kompliment an die Initiatoren dieser Luftshow... Obwohl beide Mannschaften den rund 20.000 Zuschauern spielerisch nicht sonderlich viel boten, war die Stimmung auf beiden Seiten durchaus akzeptabel. Da unsere Herren Profis auch die besten Chancen stümperhaft vergaben, dürften die knapp fünfhundert Stuttgarter letztendlich einen glücklichen Punktgewinn feiern... Nach dem Schlusspfiff verzog ich mich alsbald in Richtung Gästeblock, vor dem Thorsten bereits auf mich wartete... Zwanzig Minuten später befand ich mich in einem der Stuttgarter Busse. Die knapp fünfstündige Fahrt nach Stuttgart Degerloch... äh... Bad Cannstatt verlief wie erwartet feuchtfröhlich... Vom Gottlieb-Daimler-Stadion ging es weiter nach Plochingen, wo ich es mir auf Thorstens Sofa bequem machte. Um kurz nach sechs ging es dann mittels Deutscher Bahn AG weiter Richtung Heimat...
 
Bevor ich Euch ein paar Fotos von der Tour - in Como ereilte mich der Supergau, merkte ich doch erst im Stadion, dass ich meine leeren Filme im Auto vergessen hatte, weshalb es von diesem Spiel keine Fotos gibt - präsentiere, noch der Nachruf an Francesco "Bae" Romer, den ich seinerzeit bereits im (PF)LÄSTERSTEIN (im Original ebenso wie als Übersetzung) abgedruckt hatte...
 
FRANCESCO "BAE" LAUF WEITER
Am Dienstag, dem 13. Februar um neun Uhr fünfzehn ist unser Bruder, Freund und Kumpane von uns gegangen: Francesco Romer, den alle als "Bae" kannten. Was soll man zu einer so grausamen, dunklen, schlechten, ungerechten und absurden Sache sagen? Was kommt aus unserem Herzen, das voller Tränen ist? Wenig, aber nichts Erfundenes. Es reicht, sich daran zu erinnern, was für ein großartiger Mensch Bae während seines kurzen Lebens, das von Sinn und Menschlichkeit geprägt wurde, war. Seine Art andere aufzurütteln und doch ruhig zu bleiben; die Art, in der er an Probleme heranging. Wir, die ihn in der Kurve des Stadions oder im Sozialzentrum kennen gelernt haben, haben von ihm gelernt, dass man Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Gnade erlangen kann, wenn man daran glaubt... davon träumt... Wir werden ihn im Herzen behalten, jeder auf seine Art oder alle gemeinsam, so wie er es wollte. Bae war einer von denen, die leben, um mit anderen zu leben. Er suchte nach Wegen, um eine Einheit zu bilden, auch wenn er einige Male die Einsamkeit suchte. Vielleicht hatte er gerade deshalb diese innere Kraft. Er war einer der wenigen, die niemals diejenigen vergessen, denen es noch schlechter geht. Unvergesslich seine Natürlichkeit und die Wut eines Menschen der nie aufgehört hat zu kämpfen. Er ist in der Kurve aufgewachsen, und mit ihm sind viele andere aufgewachsen. Er kämpfte dafür, dass die Kurve einen besonderen Status erlangte. Er glaubte an die Menschlichkeit, wo auch immer er sich befand. Er wusste, dass nur diejenigen, die von ganz untern kommen, wissen, wie viel Gutes diese Menschlichkeit bewirken kann. Er war begeistert von der Revolution der Zapatisten und träumte davon, jetzt im März Marcos und die EZLN (Zapatistische Befreiungsfront - die EZLN fordert eine Autonomie für die Indianer Mexikos) zu besuchen. Die Krankheit hat es ihm nicht mehr erlaubt. Aber wir werden ihn gemeinsam zu seinem Leuten nach Chiapas bringen. Viele werden sich im nähern, um weniger Angst vor der Arroganz und der Gewalt zu haben, die er nicht akzeptierte, weil er von einer besseren Welt träumte, die für die Schwächsten reserviert war. Es werden sehr viele sein. Bae ist nicht mehr da. Es ist sinnlos, dies zu verdrängen, auch wenn wir es nur schwer akzeptieren können. Aber er ist in unseren Herzen, und von dort kann ihn uns niemand nehmen. Lauf und träume weiter Bae. Wir sind bei Dir.
CENTRO SOZIALE RIVOLTA
TUTTA LA CURVA SUD
 

Mittwoch, 27. Dezember 2017

Rezension: Martin Hassler WIR HÖREN NIEMALS AUF!

Als ich das erste Mal von "einem geplanten Buch über die Fanszene von Austria Salzburg" hörte war ich hellauf begeistert, zumal mich das erste Buch aus der Fanszene der Violetten (Michael Bergschober MEINE MUTTER HAT STADIONVERBOT) derart in seinen Bann gezogen hatte, dass ich es von der ersten bis zur letzten Seite an einem Wochenende verschlungen hatte...
Als das Buch kurz vor Weihnachten bei mir eintrudelte war ich noch voller Vorfreude, doch bereits das erste Feedback von Josef Gruber ("schick es zurück" - "bin total enttäuscht") verließ nichts Gutes erahnen. Und ja, ich muss dem Macher des Unterwegs recht geben, das Buch, bei dem es sich um eine leicht aufgepeppte Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg handelt, enttäuscht mich doch auf allen Ebenen. So gibt es zur Einführung in die Materie eine sage und schreibe sechzigseitige wissenschaftliche Abhandlung über die Fan-/Hool-/Ultrasezene im Allgemeinen, wobei sich meiner Meinung nach auch noch etliche inhaltliche Unzulänglichkeiten eingeschlichen haben. Weiter geht es mit einem kurzen geschichtlichen Abriss der Salzburger Austria, ehe es ab Seite 73 doch endlich um den Anhang - sprich den Hauptteil des Buches - geht. Sind die Anfänge des organisierten Fantums in Salzburg (Anhängerklub des SV Austria Salzburg, gegründet am 17. März 1972 und 87er-Fanclub) noch relativ interessant (gerade aus dieser Zeit wusste ich als Außenstehender so gut wie nichts), so gibt es auf den folgenden siebzig Seiten so gut wie nichts Neues zu lesen - alles in allem muss man sagen, dass die einzelnen Epochen, Fanclubs und Gruppen verdammt oberflächlich und überaus lieblos abgehandelte werden... Meine - zugegebenermaßen hohen Erwartungen - konnte dieses Buch nicht mal im Ansatz erfüllen. Aus diesem Grund kann ich mich abschließend nur Josefs Urteil anschließen... auch ich bin von diesem Buch mehr als enttäuscht!
Martin Hassler WIR HÖREN NIEMALS AUF! Geschichte der Fanszene von Austria Salzburg
Herausgeber: BoD - Books on Demand
Seiten: 177 - schwarz/weiss
Preis: 14,90
ISBN: 978-3-7448-6819-8

Dienstag, 26. Dezember 2017

Weihnachten 2017... Zeit wehmütig zu werden... Zeit zur Revolution!

Die stille und besinnliche Zeit lässt mich oft in die Vergangenheit abschweifen... persönlich vermisse ich just in dieser Zeit meinen, leider viel zu früh verstorbenen Onkel, der wohl nicht ganz unschuldig an meiner "Fußballsucht" war... 
Gerade in den letzten Monaten hat es uns Bochumer ja knüppeldick erwischt - dass wir mittlerweile endgültig im Niemandsland der zweiten Liga angekommen sind, dürfte wohl den meisten von uns inzwischen klar geworden zu sein (in sieben Jahren konnten wir nur eineinhalb Mal ernsthaft von der Rückkehr in die Beletage des Deutschen Fußballs träumen, ansonsten mussten wir eher froh sein, nicht noch tiefer gerutscht zu sein) - die Entscheidung des Großteils der Mitglieder, für die Ausgliederung der Fußballabteilung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien zu stimmen, haben wohl die wenigsten von uns wirklich verkraftet, was sich aber in den letzten Wochen respektive Tagen bei unserem Herzensclub ereignet hat schlägt dem Fass doch den Boden aus. Unser aller Liebling Christian Hochstätter manövriert das Schiff, das eh schon Schlagseite hat, immer weiter auf Grund. Nach dem Ex-Kapitän und Bochumer Urgestein Felix Bastians (der nicht nur kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern bis dato auf dem Platz auch immer sein letztes Hemd für den VfL gegeben hat) dürfte unser Freund nun auch Finanzvorstand Wilken Engelbrecht (gerade an dieser Person dürften viele der Ausgliederungsbefürworter ihre Entscheidung festgemacht haben), Frank Gossen und Matthias Knälmann "auf dem Gewissen" zu haben (während Bastians laut Hofstätter bleiben muss und Engelbrecht den Übergang zu seinem Nachfolger noch moderieren will, ist für die beiden anderen bereits Schluss!)... 
Der VfL Bochum ist dabei alles zu verlieren - den Skandalvereinen aus Gelsenkirchen und Essen stehen wir aktuell in nichts mehr nach... Und gerade daraus ergibt sich urplötzlich die große Chance für die Teile der Fanszene, die bereits weit vor der unsäglichen Mitgliederversammlung im Oktober mahnend den Finger gehoben haben, das Ruder doch noch zum Guten herumzureißen. In den letzten Tagen glühten etliche Telefone, es wurde diskutiert und organisiert... Ziel der "Opposition" ist es, mindestens zwanzig Prozent der Mitglieder zu mobilisieren, um eine außerordentliche Mitgliederversammlung gemäß der Satzung des VfL Bochum e.V. einzuberufen - eine Aussprache zwischen dem verbliebenen Aufsichtsrat, Vorstand und Mitgliedern ist einfach alternativlos. Des Weiteren sollen die Abberufung des Aufsichtsratsmitgliedes Hans-Peter Villis und der Beschluss zur Einberufung einer außerodentlichen Mitgliederversammlung zur Neuwahl des Aufsichtsrates auf die Agenda...
Die Gründe für die drei Tagesordnungspunkte sind wohl allen, die sich ein bisschen mit den Geschehnissen rund um unseren Verein auseinandergesetzt haben, bekannt - dem Rest seien folgende Stichpunkte genannt: Atalan, Bastians, Hochstätter junior, fahrlässige Außendarstellung, drohende Spielerabgänge, Zerfall des Aufsichtsrates, Rücktritt des Gestalters der Ausgliederung bevor diese final durchgeführt ist und vernachlässigte Kontrollfunktion des Aufsichtsrates.

Für mehr Informationen schaut bitte auf
www.openpetition.de/petition/online/rettet-den-vfl-jetzt
Mitglieder, die für eine außerordentliche Mitgliederversammlung sind, wenden sich bitte per Mail an
petition.vflbochum@gmail.com

Keine Ahnung wieso, aber irgendwie schwirrt mir seit der ersten Zeile dieses Posts das Lied "Bella Ciao" im Kopf herum...

una mattina mi son svegliato,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
una mattina mi son svegliato,
e ho trovato l’invasor.

o partigiano, portami via,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
o partigiano, portami via,
ché mi sento di morir.

e se io muoio da partigiano,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
e se io muoio da partigiano,
tu mi devi seppellir.

e seppellire lassù in montagna,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
e seppellire lassù in montagna,
sotto l’ombra di un bel fior.

tutte le genti che passeranno,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
tutte le genti che passeranno,
mi diranno «Che bel fior!»

«è questo il fiore del partigiano»,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
«e questo il fiore del partigiano,
morto per la libertà!»

Donnerstag, 21. Dezember 2017

20. Dezember 2017 - FC Bayern vs. Borussia Dortmund 2:1 (DFB-Pokal)

Das letzte Pflichtspiel unserer Münchner Freunde sollte es noch einmal in sich haben... "Superclassico" gegen die Schwarz-Gelben (ach, was den Medien doch immer wieder für tolle Bezeichnungen einfallen - unvergessen das Nord-Süd-Derby gegen Werder Bremen in den 90er Jahren)!
Während die Münchner Südkurve das Pokalspiel gegen den Rivalen der letzten Jahre mit einer kleinen aber feinen Aktion zu Ehren des ersten internationalen Triumphs des deutschen Rekordmeisters - passenderweise im inzwischen abgeschafften Europapokal der Pokalsieger - einläuteten, hantierten die zahlreich mitgereisten Gäste mit etlichen großen und kleinen Schwenkfahnen. Auch wenn die Borussen als großer Rivale meines Vereins nicht gerade zu meinen Lieblingsmannschaften zählen, muss ich ihrem Anhang einen mehr als gelungenen Auftritt attestieren... Aber auch unsere Freunde zeigten sich heute (endlich) mal wieder von ihrer Schokoladenseite - bisweilen schien der komplette Stehplatzbereich mit zu hüpfen und zu singen - gegen Ende des Spiels, als es unnötigerweise noch einmal spannend wurde, zogen gar weite Teile des Stadions mit. Wieder einmal zeigte sich, was in München stimmungstechnisch möglich ist - nur leider rufen große Teile des Anhangs ihr Potential nur sehr selten ab... Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es seitens der Schickeria eine weiteres optisches Highlight, so wurde mittels großer Doppelhalter den "Freunden vor dem Stadion" Solidarität bekundet - DIFFIDATI CON NOI!
Sportlich schien die Messe zur Halbzeit bereits gelesen zu sein, führten die in allen Belangen haushoch überlegenen Gastgeber doch verdient mit zwei zu null. Einziges Manko zu diesem Zeitpunkt war die mangelnde Chancenauswertung - so hätten sich die Dortmunder über ein null zu vier oder fünf wahrlich nicht beschweren können... Bis zum Anschlusstreffer in der 77. Minute sollte sich an der Überlegenheit der Bayern auch nach dem Seitenwechsel nicht viel ändern (an der mangelnden Chancenauswertung allerdings auch nichts), danach drohte das Spiel jedoch mehr und mehr zu kippen. Nicht auszumalen was passiert wäre, hätten die Gäste die Riesenchance zum Ausgleich in der Nachspielzeit genutzt - haben sie aber nicht, und so zogen die Münchner verdient in die Runde der letzten Acht ein.
Auf die anschließende "Weihnachtsshow" der FC Bayern München AG hatten weder die Jungs von der Dachau City noch ich Lust, so dass wir uns kurz nach dem Schlusspfiff auf den Heimweg machten... NEIN ZUR (LICHT-)SHOW!

Dienstag, 19. Dezember 2017

Lesen bildet... neues vom Fanzinemarkt!

In den letzten Wochen landeten etliche Hefte in unserem Briefkasten - ein Grund, warum ich die Arbeiten an "meinen Projekten" einmal mehr schleifen ließ... die anderen (wohl gewichtigeren) Gründe hierfür lauten jedoch Arbeit und Familie!
Der (kurze) Blick in ein Fanzine - mal "schnell" ein zwei (oder auch "drei") Berichte lesen - für mich ist das jedes Mal ein kurzer Ausflug in eine andere Welt. Gerade die Erlebnisse/Eindrücke/Meinungen anderer Gruppen respektive die Erlebnisse diverser Fußballreisender kann man nirgendwo besser "aufsaugen" als in Fanzines, geschweige denn für die Nachwelt "konservieren" (wobei man leider sagen muss, dass sich die meisten Ultras/Fans/Hopper heute meist nur noch für das hier und jetzt interessieren - für meine Generation waren Fanzines meist die einzige Möglichkeit einen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen)...
Nachfolgend ein paar kurze Rezensionen der Hefte, die ich in letzter Zeit in die Finger bekommen hab - vielleicht ist ja das ein oder andere interessante Heft für Euch dabei!


JOTTWEDE Ausgabe 6 - 3,00 Euro

In gewohnter Manier berichten die Herrschaften aus dem Dunstkreis der Fanszene des 1. FC Union Berlin von ihren Touren durch aller Herren Länder - ich als Italienfreak komme diesmal wieder ordentlich auf meine Kosten... Avellino vs. Salernitana, Napoli vs. Sassuolo, Casertana vs. Catanzaro und Benevento vs. Lecce. Aber auch die Erlebnisse aus Argentinien (besucht wurden - wenn ich mich nicht verzählt habe - zwölf Spiele), Kolumbien, Ecuador, Chile, Uruguay, Russland, Kasachstan, Tadschikistan, Usbekistan und Weißrussland wissen zu begeistern - Länder aus denen es nicht täglich Berichte zu lesen gibt! Natürlich ist auch der "Rest" gut zu lesen... Verpackt ist das Alles in 126 farbige und echt gut layoutete A5-Seiten.
Kontakt: jottwede.redaktion@gmx.de


STOCCARDA Ausgabe 10 - 6,00 Euro

Im "IKEA"-Katalog des Commando Cannstatt findet der geneigte Leser einen ausführlichen Rückblick auf die Saison 2016/2017 (Kurvenberichte zu allen Spielen, Gruppenleben, Freundschaftsbesuche), Gedanken aus der Gruppe, wahrhaft sehenswerte Streetart (augenscheinlich legt man im Ländle ein besonderes Augenmerkt auf Züge), sowie alles wissenswerte rund um das zwanzigjährige Jubiläum der führenden Stuttgarter Ultragruppe (wobei mir persönlich die geführten Interviews zu allen relevanten Facetten einer Ultragruppe mit diversen Mitgliedern gefallen haben - gerade das zum Thema Freundschaften brachte doch die eine oder andere Neuigkeit ans Licht). Wie auch schon bei den vorangegangenen Ausgaben legten die Macher auch diesmal wieder großen Wert auf ein überaus aussagekräftiges Layout mit unzähligen geilen Fotos.
264 Seiten - A4 - farbig - Auflage: 2000 - Kontakt: stoccarda@cc97.de  

BRATWURSTDEALER Gesammelte Werke Rückrunde Saison 2016/17

Auch von der Rückrunde der Saison 2016/17 gibt es einen Sammelband des Jenenser Spieltagheftes Bratwurstdealer, der auf durchschnittlich vierzig Seiten Gegnervorstellungen, Rückblicke auf die letzten Spiele, Zeiss International (für mich jedes Mal aufs neue megainteressant), neues von Freunden (Schickeria, Section Ovest, Senseless Crew), Vorschau auf kommende Spiele, ein Blick über den Tellerrand und vieles mehr beinhalten. Insgesamt umfasst der Dealer diesmal dreihundert vollgepackte schwarz-weiße DIN-A5-Seiten (einzig der Einband ist farbig)
Kontakt: bratwurstdealer@horda-azzuro.de

"SO FÄNGT DAS AN...SO GEHT DAS LOS" Ausgabe 7 - 5,00 Euro

Zum leider letzten Mal trudelte dieses Fanzine aus dem Hause The Unity bei mir ein. Nicht, dass ich ein "großer Fan" der Schwarz-Gelben bin, aber das Heft ist durchaus kurzweilig geschrieben und glänzt (in meinen Augen) insbesondere dank der unzähligen Touren durch aller Herren Länder (diesmal wurden 32 Länder bereist, darunter Exoten wie Ägypten, Kolumbien, Ecuador, Japan, Mexico, El Salvador, Guatemala, Belize, Panama, Peru, Südafrika, Swasiland, Jordanien, Palästina und Israel - aber auch die Freunde des italienischen Calcio kommen ebenso auf ihre Kosten, wie diejenigen, die sich für die "großen" Derbys in Nah und Fern interessieren) und das eins-a-Layout. Insgesamt wurde in den sieben erschienen Ausgaben über 982 Spiele aus sage und schreibe 98 Ländern berichtet... Wäre schön, wenn das Heft zumindest als Groundhoppingheft der Fanzinewelt erhalten bliebe!
196 Seiten - A5 - farbig - Kontakt: sfdasgdl-das-heftweb.de

KBS Ausgabe 100 - 3,00 Euro

Zum Jubiläum ihres Spieltagheftes haben sich die Jungs und Mädels der Stradevia 907 mächtig ins Zeug gelegt. Auf 92 Seiten gibt es neben dem Vorwort des allerersten KBS gewährt die Gruppe einen Einblick in ihren bisherigen Lebensweg, erzählt die Geschichte ihrer Zaunfahnen - gefolgt von einem Gasbeitrag Kai Tippmanns (altravita.com) über den Verlust von Gruppenfahnen und damit verbundenen Gruppenauflösungen (und wie die Italiener dieses ungeschriebene Gesetz meist ad absurdum geführt haben) - stellt ihre sozialen Projekte vor, führt Interviews mit den Machern des Bratwurstdealers, des Kallendresser kompakt, des Südkurvenbladdl und sich selbst ;-) Des Weiteren beschäftigen sich die Macher des kleeBLATTstadt (so der volle Name) mit einem möglichen Abstieg ihres Vereins in Liga 3, einem Gedankengang zum Ultrabegriff und dem Video-Assistenten. Abgerundet wird das Ganze mit etlichen farbigen Fotoseiten.
Kontakt: info@stradevia907.de

TORNADOS SPEZIAL Ausgabe 40 - 3,50 Euro
Im ersten großen Themenblock beschäftigen sich die Tornados Rapid ausführlich mit den Medien (für großes Aufsehen sorgte eine Choreographie der Ultras Rapid, bei dem der österreichischen Boulevardpresse ein "DIE WAHREN VERBRECHER SEID IHR - JOURNALISTEN, TERRORISTEN" entgegengeschmettert wurde), die ja fast unisono ihren Privatkrieg gegen die Fans im Allgemeinen und die Rapid-Szene im Speziellen führen (so drucken die Tornados beispielsweise Zeitungsartikel alla "wieder blanker Terror beim GAK-Match!" oder "Hooligan-Krieg vor Wiener Derby" ab und dokumentieren die Antwort - in Form von Spruchbändern - des Block West an die Medien). Abschließend beschäftigt man sich noch mit den Medien der Fans (Fanzines und fannnahen Magazinen wie dem ballesterer oder Forza Rapid), ehe es fließend mit einem Rückblick auf vierzig Ausgaben Tornados Spezial weitergeht (hier finde ich mich ebenfalls wieder, wobei Dominik mit dem Namen GunnAr so seine Probleme hatte...). Es ist schon beachtlich, wie sich das Heft der Tornados seit der ersten Ausgabe anno 1997 stetig entwickelt hat! Weiter geht es mit ein paar Rückblicken auf wichtige Ereignisse der Hütteldorfer Fanszene (Gruppengeburtstage, Szeneturniere, etc.) und einem durchaus interessanten Interview mit der Rechtshilfe Rapid. Danach sind die Freunde aus Budapest (Green Monsters) und Parma (Boys - mit Kurz-Interview, Rückblick auf das 40 Jahre Fest und zwei Spielberichten) an der Reihe. Zurück zu Rapid - Mitgliederversammlung, Interview mit Antonim Panenka (einem der begnadetsten Kicker der Grün-Weißen und heutigem Präsident von Bohemians), einem genialen Portraits des wohl besten "Grantler" aller Zeiten Ernst Happel und Spielberichte aus dem Frühjahr 2017. Zum Abschluss gibt es noch ein bisschen Hopping (Kosovo, Mazedonien, USA und Kanada), vier Rezensionen (u.a. wurde der hammergeile Film der Ultras Nürnberg zum fünfzehnjährigen Bestehen der Freundschaft mit den Ultras Rapid unter die Lupe genommen), Streetart und "Sinnloses" (das Fanzine der Vereinigung Kriminaldienst Österreich fehlt übrigens in meiner Sammlung...). Zuletzt ein Apell an Dominik und den Rest der Tornados - bitte lasst das Tornados Spezial nicht sterben... die Fankultur braucht Hefte wie Eures!
92 Seiten - A4 - farbig - Kontakt: info@tornadosrapid.at 

Abschließend möchte ich jeden Leser dieser Zeilen bitten (auch weiterhin) Fanzines zu kaufen. Keine Homepage, kein Blog und erst recht nicht Medien wie Facebook, Instagram & Co. können unsere Szene besser repräsentieren und für die "Ewigkeit" festhalten wie Fanzines. Lasst die (noch immer) bunte Fanzinewelt nicht sterben! 

Sonntag, 10. Dezember 2017

09. Dezember 2017 - SSV Jahn Regensburg vs. VfL Bochum 0:1

Zusammen mit drei Jungs von der Dachau City - die das Auswärtsspiel des VfL Bochum beim Jahn dem Gastspiel der Bayern in Frankfurt vorzogen - ging es in aller Herrgottsfrüh mittels Bayernticket in die Oberpfalz. An dieser Stelle vielen Dank an das "Geburtstagskind" für Speis und Trank... echt geiles Catering Oida!
In der Domstadt angekommen ging es mit dem Shuttlebus alsbald raus zur Continental Arena, die seit der Saison 2015/2016 das Jahnstadion als Heimat des SSV Jahn Regensburg ersetzt. Jeder der mich kennt weiß, dass ich als "ewiggestriger Traditionalist" kein Freund neuer Stadien (respektive Arenen) bin, jedoch muss ich ehrlich zugeben, dass es schlimmere Neubauten gibt als die knapp über 15.000 Zuschauer fassende Heimstätte des Aufsteigers. Am gestrigen Samstag füllte sich die Hütte knapp zur Hälfte, im Gästeblock hatten sich rund sechshundert Gäste eingefunden. Die beiden Ultragruppen sowie die anderen Ausgliederungsgegner setzten ihren Stimmungsboykott auch im achten Spiel seit der Ausgliederung fort - fraglich wie es in der Zukunft weitergehen wird/kann... Ich selbst muss sagen, dass ich noch nie so emotionslos ein Spiel "meines Vereins" verfolgt habe wie am gestrigen Nachmittag. Für Emotionen sorgte da schon eher einer der drei roten Dachauer, der erstens in der Wahl seiner Kleidung doch stark vom Rest unserer vierköpfigen Gruppe abwich, und zweitens den einen oder anderen Vodka-Lemmon zu viel erwischt hatte... Die ganz in Blau spielenden Gäste nutzen eine ihrer zwei Chancen, um das Spiel gegen den starken Aufsteiger mit eins zu null für sich zu entscheiden. Der Jahn, immer wieder lautstark von der Hans Jakob Tribüne (über der Fahne der Ultras Regensburg hing nicht nur die Fahne ihrer Linzer Freunde, sondern auch zwei Schals der Bochumer Fanszene - schon komisch, bezeichneten die Regensburger das Verhältnis zu uns in ihrem Spieltagsheft doch als neutral... aber "ohne" geht anscheinend heute nicht mehr) spielte zwar beherzt nach vorne, jedoch sprang trotz neun zu null Ecken nichts Zählbares heraus... Während die anderen anwesenden Fantastic Supporters nach dem Spiel noch ein bisschen "Christkindelmarkthopping" betrieben, machten wir uns alsbald auf den Heimweg. Die Heimreise, auf der wir wieder selbstredend wieder einige lustige Begegnung mit dem einen oder anderen Mitreisenden hatten, verlief ebenso feucht-fröhlich wie die Anreise...
An dieser Stelle vielen Dank an die drei Dachauer Freunde, die uns auch in diesen schweren Stunden zur Seite stehen. Ohne Euch wäre der gestrige Ausflug für mich wohl eine ziemlich trostlose Angelegenheit geworden.

Fantastic Supporters & Dachau City - together we fly!

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Bayern vs. Paris Saint-Germain... damals und heute...

Gestern zeigten unsere Münchner Freunde der europäischen Konkurrenz, dass auch in dieser Saison mit ihnen zu rechnen ist. Das 3:1 sollte letztendlich nicht zum Gruppensieg reichen - mit dem Ergebnis vom Champions League Spiel gegen die Pariser anno 1997 hätte es allerdings gereicht... tja, hätte...
Bevor ich mich mit dem Geschehen vom gestrigen Abend auseinandersetze, gibt es - quasi als Einstimmung - den in Red News Nr. 10 erschienen Bericht vom Heimspiel gegen PSG vor etwas mehr als zwanzig Jahren...

3. Spieltag Champions League Gruppe F am 22.10.1997
Olympiastadion München
Bayern München vs. Paris Saint-Germain 5:1

Auch beim zweiten Heimspiel der Bayern in der Champions League war das Stadion bei weitem nicht ausverkauft, was schon irgendwie traurig für die Fanszene ist... Wenigstens versuchten die Jungs vom Club Nr. 12 wieder ein bisschen Farbe auf die Ränge zu bringen, uns so wurden kurzfristig rote Papierbögen, sowie einige Europasterne in der Südkurve verteilt, wobei das Ergebnis leider einige Lücken zeigte. Schade, dass nicht alle Leute mitgemacht haben, sonst wäre die Aktion mit Sicherheit ganz gut rübergekommen. Aus der französischen Hauptstadt waren enttäuschende 100 Supporter mitgereist, die sich aber beim Stand von 4:1 eine gepflegte Boxerei mit den Ordnern, und später mit den Cops lieferten. Sollte das vielleicht ein Vorgeschmack auf des Rückspiel in Paris sein? Egal, denn heute interessierte einen hauptsächlich das Geschehen auf dem Rasen, wo die Bayern ein wahres Feuerwerk abbrannten. Einfach genial, wie die Pariser vorgeführt wurden...
Soviel zum Spiel von damals, kommen wir nun zum "Hier" und "Jetzt". 70.000 Zuschauer wollten sich die "Revanche" (ich selbst halte nicht viel von so hochtragenden Worten für ein, zumindest fürs Weiterkommen unbedeutendes Spiel) gegen den neureichen Scheichclub aus Paris nicht entgehen lassen. Das Sportliche ist schnell zu "Papier" gebracht - Revanche geglückt, für den ganz großen Wurf (sprich Gruppensieg) sollte es jedoch trotz überzeugender Leistung nicht reichen... Im Gegensatz zum Spiel von vor zwanzig Jahren hatten sich sage und schreibe 3.700 Gäste im Oberrang der Fröttmaninger Arena eingefunden, und legten, zumindest in der ersten Halbzeit einen durchaus überzeugenden Auftritt hin. Ziemlich undruchschaubar ist jedoch die Szene von PSG. Nachdem die beiden Kurven von Justiz, Verband und/oder Verein vor einigen Jahren aus dem Parc des Princes verbannt (und in der Folge verboten) wurden, tummeln sich inzwischen auf der Virage Auteuil wieder Ultras, firmierend unter dem Namen "Collectif Ultras Paris". Überschneidungen mit den einstigen (namhaften) Gruppen scheint es durchaus zu geben, detaillierte Informationen konnte ich jedoch nicht auftreiben. Noch weniger weiß ich über den seinerzeit rechtslastigen Kop of Boulogne, jedoch scheinen auch hier inzwischen einige Ehemalige wieder bei den Spielen von PSG anwesend/aktiv zu sein. Über fundierte Informationen bezüglich der aktuellen Fan-/Ultraszene des Hauptstadtclubs würde ich mich sehr freuen...
Die Münchner Südkurve legte am gestrigen Abend einen durchaus soliden Auftritt hin, jedoch ohne übermäßig zu glänzen - irgendwie wollte die ganz große Begeisterung nicht auf alle Kurvengänger, geschweige denn aufs ganze Stadion überspringen. Optisch sah das mit den zahlreichen großen und kleinen Schwenkern richtig schick aus... gefehlt hat mir persönlich eine Schalparade - für mich das Stilmittel der Fans/Ultras schlechthin!
Dafür gab es Mitte der zweiten Halbzeit im Block der Pariser Ultras (die ihre Fahne übrigens ohne sichtbaren Grund nach dem ersten Durchgang eingepackt hatten) ein bisschen Pyro und den einen oder anderen sinnlosen Böller, ehe sie mehr oder weniger geschlossen ihren Bereich im Oberrang räumten.


Samstag, 2. Dezember 2017

Rezension: Dietrich Schulze-Marmeling DIE BAYERN-CHRONIK

Unser armer Postbote kommt aus dem Schleppen nicht mehr heraus - und dass liegt (momentan) nicht an den Weihnachtseinkäufen meiner besseren Hälfte. Nach dem vierhundert Seiten umfassenden Buch der Diabos Vermelhos kam gestern die zwei Bände umfassende BAYERN-CHRONIK aus dem Verlag Werkstatt...
Unglaublich was Dietrich Schulze-Marmeling auf sage und schreibe 960 Seiten im Großformat 24 x 31 cm zusammengetragen hat. Neben fundierten Texten beinhaltet das Hammerwerk über zweitausend (teils megageile) Fotos (auch unsere Fahne und die unserer Freunde von der Dachau City ist im zweiten Band abgedruckt - Champions League Finale 2010 in Madrid gegen Inter). Der erste Band behandelt die Epoche von der Gründung des FC Bayern München e.V. am 27. Februar 1900 im "Weinhaus Giesela" im Münchner Stadtteil Schwabing, die NS-Jahre (natürlich wird in diesem Zusammenhang auch das, gerade für die Ultras der Schickeria immens wichtige Kapitel "Kurt Landauer" ausgiebig beleuchtet... unerwähnt bleibt natürlich auch nicht das Engagement der Ultras, die jüdische Vergangenheit des Clubs aufzuarbeiten/zu beleuchten), die glorreichen siebziger Jahre bis zur Inthronisierung von Uli Hoeneß als Manager. Der zweite Band führt die Geschichte bis in die grandiose Gegenwart fort. Insbesondere die Zeit ab Mitte der 80er Jahre hab ich aufmerksam gelesen, begleite ich doch seit dieser Zeit die Roten (als kleiner Bub noch als Fan des deutschen Rekordmeisters... bedingt durch Familie, Freunde und die räumliche Nähe... später als Freund der Bayern - hatte ich doch Ende der 80er Anfang der 90er mit der grauen Maus aus dem Ruhrpott meine große Liebe gefunden)... unvergessen bleiben (wohl nicht nur für mich) der Gewinn des UEFA-Cups anno 1996 gegen Girondins de Bordeaux, sowie die Triumphe in der Champions League 2001 und 2013 ebenso wie die bitteren Niederlagen 1999 in Barcelona gegen Manchester United, 2010 in Madrid gegen Inter Mailand und 2012 im Finale "dahoam" gegen Chelsea London. Natürlich dürfen in der Bayern-Chronik die Spielstätten des deutschen Rekordmeisters ebenso wenig fehlen wie der Anhang des beliebtesten (und zugleich meist gehassten) Vereins Deutschlands (neben den prominenten Anhängern widmet Schulze-Marmeling der Schickeria und dem Club Nr. 12 ein paar Zeilen), ein umfangreiches Spielerlexikon, sowie ein allumfassender Statistikteil. 
Knapp hundert Euro sind zwar ein stolzer Preis, aber in meinem Augen vollkommen gerechtfertigt und ein absolutes MUSS für jeden echten Fan des FC Bayern, der sich einmal näher mit der Geschichte seines Herzensvereins auseinandersetzen möchte!

Inhaltsverzeichnis:


Band 1
1900 bis 1918
Die Vorgeschichte_20 / Rebellen als Klubgründer_24 / Der MTV_33 / Geburtshelfer aus Freiburg _ 36 / Juden und FC Bayern_38 / Die Pioniere_40 / Heimat Schwabing und Maxvorstadt_44 / Der Künstler-Klub_50 / Saisonberichte: Erste Lorbeeren_60 – 85 / Willem Hesselink_64 / Rothosen_70 / Angelo Knorr_76 / William Townley_80 / Die Landauers_86
1918 bis 1932
Impulse von der Donau_90 / Konflikte um Berufsfußball_96 / Saisonberichte: Aufstieg zur Fußballmacht_102 – 139 / Bayern international_111 / Richard Dombi_124 / Konrad Heidmkamp_129 / Oskar Rohr_130 / Spieltag: Finale Deutsche Meisterschaft 1932_131
1932 bis 1945
Der FC Bayern unterm Hakenkreuz_142 / Gauliga_156 / Saisonberichte: Mittelmaß unterm Hakenkreuz_158 _ 181 / Sigmund Haringer_162 / Ludwig Goldbrunner_169 / Wilhelm Simetsreiter_174 / Kurt Landauer im Exil_182 / Opfer des NS-Regimes_187
1945 bis 1963
Neuanfang_194 / Oberliga-Revolution_200 / Landauers letzte Amtszeit_202 / Saisonberichte: Graue Tage in der Oberliga_205 _ 234 / Jakob Streitle_213 / Hans Bauer_217 / Spieltag: DFB-Pokal 1957_222 / United-Tragödie_224 / Peter Grosser_231 / Vertriebene Mäzene_235
1963 bis 1979
Bundesliga kommt..._240 / ... ohne FC Bayern_246 / Saisonberichte 1963 bis 1969: Die Geburt der Goldenen Generation_248 – 278 / Wilhelm Neudecker_251 / „Tschik“ Cajkovski_256 / Franz Beckenbauer_262 / Spieltag: Finale Europapokal der Pokalsieger 1967_268 / Branko Zebec_277
Saisonberichte 1969 bis 1979:
Grandiose Zeiten_279 – 331 / Uli Hoeneß & Paul Breitner_285 / Gerd Müller_291 / Wutfans_295 / Spieltag: Finale Europapokal der Landesmeister 1974_300 / Bayern als Weltmeister 1974_303 / Sepp Maier_311 / Bayern und Gladbach_316 / Spieltag: 5:6 beim VfL Bochum_321 / Karl-Hein Rummenigge_322 / Rote und Blaue_332
Die Spielstätten: Von der Theresienwiese zum Olympiastadion_334
Vereinstrikots seit 1961_346
Das Bayern-Lexikon. Wichtige Spieler, Trainer, Funktionäre 1900 bis 1979_358
Autogrammkarten 1932 bis 1979_395
Die Saisonstatistik. Alle Pflichtspiele ab 1900, mit Mannschaftsaufstellungen ab 1918, mit Saisonverläufen ab 1965 bis 1979_398
Präsidenten / Trainer / Nationalspieler / Rekordspieler_455
Danksagung / Fotonachweis / Autoren_460

Band 2

1979 bis 1990
Die Bayern im Klassenkampf_20 / Saisonberichte: Dominanz in Lederhosen_24 – 71 / Dieter Hoeneß_33 / Spieltag: Finale DFB-Pokal 1984_42 / Willi O. Hoffmann_46 / Bayern und Werder_51 / Udo Lattek_57 / Klaus Augenthaler_63 / Bayern als Weltmeister 1990_72
1990 bis 2000
FC Hollywood_76 / Fußballboom_81 / Saisonberichte: „Nur“ viermal die „Number one“_86 – 139 / Lothar Matthäus_94 / Mehmet Scholl_103 / Giovanni Trapattoni_ 120 / Giovane Elber_126 / Spieltag: Mutter aller Niederlagen_132 / Meistermacher Unterhaching_140 / Uli Hoeneß_142
2000 bis 2011
In der europäischen Königsklasse_150 / Allianz Arena_155 / Saisonberichte: Weißbier statt Champagner_162 – 245 / Spieltag: Last-Minute-Meister 2001_169 / Spieltag: Finale Champions League 2001_173 / Spieltag: Finale Weltpokal 2001_182 / Stefan Effenberg_184 / Michael Ballack_193 / Ottmar Hitzfeld_199 / Felix Magath_211 / Oliver Kahn_221 / Bastian Schweinsteiger_230 / Louis van Gaal_238 / Franz Beckenbauer_246
Die Fans
Erfolgsverwöhnt?_250 / Promifans_252 / Fanklubs_253 / In der Südkurve_254 / Vereinshymnen_256 / Schleißheimer Straße_258 / Fan-Choreografien_259
2011 bis 2017
Der FC Bayern und sein Spiel_270 / Bayern und Real_282 / Rückkehr der Geschichte_288 / Saisonberichte: Die große Bayern-Dominanz_293 – 377 / Spieltag: Drama dahoam_300 / Thomas Müller_303 / Manuel Neuer_304 / Spieltag: Finale Champions League 2013_314 / Jupp Heynckes_317 / Spieltag: Dominanz gegen Manchester City_330 / Spieltag: Finale DFB-Pokal 2014_332 / Franck Ribéry & Arjen Robben_334 / Bayern als Weltmeister 2014_336 / Philipp Lahm_344 / Robert Lewandowski_347 / Tattoos_348 / Spieltag: Leidenschaft gegen „Juve“_356 / Pep Guardiola_358 / Spieltag: Krönung gegen RB Leipzig_370 / Jérome Boateng & Mats Hummels_ 372 / Carlo Angelotti_374 / Karl-Heinz Rummenigge_376 / Frauenfußball_378 / Säbener & Ingolstädter Straße_380 / „FC Bayern Erlebniswelt“_383
Das Bayern-Lexikon. Wichtige Spieler, Trainer, Funktionäre 1979 bis 2017_384
Autogrammkarten 1979 bis 2017_430
Die Saisonstatistik 1979 bis 2017 _434
FC-Bayern-Rekorde _458

Dietrich Schulze-Marmeling DIE BAYERN-CHRONIK (nummerierte Erstauflage)
Herausgeber: Verlag die Werkstatt
Seiten: 960 - farbig
Preis: 99,00
ISBN: 978-3-7307-0342-7



Freitag, 1. Dezember 2017

05. Juli 2000 Austria Salzburg vs. Rapid Wien 0:3

Das Land, dass mich persönlich neben Italien am meisten begeistert ist Österreich. Aus diesem Grund werde ich neben den Erinnerungen aus Italien auch die eine oder andere aus unserem Nachbarland ausgraben und hier veröffentlichen...
Zu Beginn hatten wir Fantastic Supporters längere Zeit recht gute Kontakte zu den Verrückten Köpfen aus Innsbruck, die uns letztendlich gar ein Mitglied gekostet haben!
Beginnen möchte ich (aber) mit dem Spiel zwischen Austria Salzburg und Rapid Wien anno 2000, das wohl seinerzeit zu den absoluten Topspielen auf Ultraebene zählte...
 
1. Spieltag max-Bundesliga Österreich am 05.07.2000
Stadion Lehen Salzburg
Austria Salzburg vs. Rapid Wien 0:3
 
Endlich offenbarte sich mir mal wieder die Gelegenheit, einem Rapidspiel beizuwohnen. Zusammen mit den Herrn Brück, Pilz und Mitterer, die sich das Spiel auch nicht entgehen lassen wollten, machte ich mich um kurz nach drei auf den Weg in die Mozartstadt. Am Chiemsee sammelten wir noch Martin Parzer, seines Zeichens Ex-Herausgeber des fanmag und Mitgründer der Union '99 Ultra Salzburg, ein, der uns von der geplanten Choreographie berichtete... Da sich die Parkplatzsuche einmal mehr in die Länge zog, betraten wir das Stadion Lehen erst unmittelbar vor dem Anpfiff. Während die Salzburger zum Einlaufen der Spieler auf der Hintertortribüne mit einer Blockfahne, auf der sich die Silhouette Salzburgs, sowie die Logos der Tough Guys und der Union Ultra befanden, und etlichen Schwenkfahnen hantierten, beschränkten sich die knapp fünfhundert Gäste aus Wien auf den Einsatz pyrotechnischer Gegenstände... Die Stimmung war auf beiden Seiten ganz ordenlich, wobei die Gastgeber mit zunehmender Spieldauer immer mehr verstummten, was wohl nicht zuletzt an der gezeigten Leistung der eigenen Mannschaft lag... Nachdem ich mich nach dem Schlußpfiff von den bekannten Rapidlern, bei denen ich mich in der zweiten Halbzeit herumgetrieben hatte, verabschiedet hatte, machte ich mich auf die Suche nach meinen Mitfahrern... Da Martin beschlossen hatte, noch ein wenig mit den anderen Salzburgern um die Häuser zu ziehen, musste der ebenfalls anwesende Herr Brill die Heimreise nicht mit dem Zug antreten.

Der Bericht entstammt der 14. Ausgabe des (Pf)lästersteins - erschienen im August 2002.