Freitag, 1. Dezember 2017

4. Januar 1998 - Tagesausflug ins gelobte Land...

Und weiter geht die Reise in die Vergangenheit - zehn Monate nach dem "verpassten" Derby di Italia sollte es diesmal (wieder) klappen. Zusammen mit dem Ulmer Dirk ging es am ersten Sonntag des Jahres 1998 mal schnell nach bella Italia. Der folgende Bericht erschien in der zehnten und letzten Ausgabe der Red News (ab der Nummer 11 erschien das Heft bekanntermaßen unter dem bis heute verwendeten Namen DER (PF)LÄSTERSTEIN)...

14. Spieltag Serie A Italien am 04.01.1998
Stadio Ennio Tardini Parma
Parma AC vs. SS Lazio Rom 1:1
 
Eigentlich wollten wir ja schon am Samstag nach Italien starten, doch war mir Foggia zu weit, und da ich den Ground sowieso schon mit meiner Anwesenheit beehrt habe, fiel mir die Entscheidung, nur die zwei Sonntagsspiele zu besuchen nicht besonders schwer. Um kurz nach fünf trag ich mich mit Dirk in Dachau, und wenige Stunden später stand man bereits vor dem Mailänder Guiseppe Meazza Stadion, war man noch auf der Suche nach zwei Tickets für das Spitzenspiel zwischen Inter und Juve am Abend. Nach den Versuchen einiger Karten-Mafiosi uns gefälschte Karten anzudrehen, wurden wir nach 'ner guten Stunde für umgerechnet 120 DM pro Karte fündig. Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Parma, wo es keinerlei Probleme mir den bestellten Karten gab. Das man vor den Kollegen nirgends sicher ist, musste man heute einmal mehr feststellen, liefen einem doch ein paar bekannte Stuttgarter über den Weg... Zum Spielbeginn präsentierten die Boys Parma ein nettes Transparent, sowie etwas Rauch und ein paar Bengalos, während sich die Gäste mit einer Schalparade sowie einigen Schwenkfahnen begnügten. Das Spiel riss einen dann wahrlich vom Hocker, denn das, was beide Teams heute boten, war sowohl kämpferisch als auch technisch einwandfrei. Dafür hielt sich die Begeisterung der Tifosi jedoch merklich in Grenzen, denn nur ein paar Lieder, sowie ein kurzer Torjubel beim Ausgleich der Gastgeber ist doch ein bisschen wenig. Nach dem Spiel machten wir uns schnell auf den Weg nach Mailand, wo wir 'ne gute Stunde später ankamen...

14. Spieltag Serie A Italien am 04.01.1998
Stadio Guiseppe Meazza Milano
Internationale Milano vs. Juventus Turin 1:0
 
Nach ermüdender Parkplatzsuche ging es erneut zum Guiseppe Meazza Stadion, wo wir uns sofort auf den Weg in unseren Block im zweiten Oberrang machten. Total gespannt war man auf die Aktionen beider Fanlager, hoffte man doch auf einen würdigen Rahmen für dieses absolute Spitzenspiel. Schon Minuten vor dem Anpfiff wurde die Rivalität zwischen beiden Vereinen deutlich, als 75.000 Interisti ihren Hass auf Juventus mittels genialer Gesänge zum Ausdruck brachten. Zum Einlaufen der Mannschaften hüllte sich die Heimkurve in blau-schwarze Querstreifen, in deren Mitte dann ein gelber Stern präsentiert wurde. Dazu gab es auf beiden Seiten Nebeltöpfe in den italienischen Landesfarben, was wirklich ein gutes Bild abgab. Die Turiner begnügten sich mit dem Abbrennen von zig Bengalen und diversen Rauchbomben, was die Gästekurve minutenlang im Nebel verschwinden ließ. In der ersten Hälfte spielte nur Juve, schaffte es aber nicht, die zahlreichen Großchancen zu verwerten. Eigentlich hätte die Begegnung zur Halbzeit längst entschieden sein müssen. Nach der Pause kamen die Gastgeber wie verwandelt aus der Kabine, und bereits zwei Minuten nach Wiederanpfiff war es Djorkaeff, der das Tor des Tages erzielte. Was nun auf den Rängen ablief, ist nur schwer in Worte zu fassen, mir lief es jedenfalls eiskalt den Rücken herunter. Während sich die Black & White Fighters ziemlich leise ihrem Schicksal ergaben, wurde auf Seiten der Interisti ohne Ende abgefeiert. Hit des Tages war einmal mehr das "Qui non salta bianconero!", bei dem ungelogen das ganze Stadion mitmachte... bei uns einfach unvorstellbar. Nach dem Spiel stöberte man noch ein bisschen an den Ständen herum, ehe wir uns auf den Heimweg machten. Dieser verlief, bis auf die Begegnung mit einem österreichischen Zöllner am Brenner, der meinte, uns unbedingt schikanieren zu müssen, ziemlich geruhsam, und so waren wir gegen sechs Uhr am Montagmorgen wieder in Dachau.

Beim Lesen des Berichtes musste ich erneut schmunzeln - schon lustig, wie ich damals a) geschrieben habe (geil unter anderem das ROM, MILANO und TURIN - eine klare Linie war da jedenfalls nicht zu erkennen) und b) wie wenig Einblick ich in das Geschehen allgemein und die Welt der Ultras insbesondere hatte... Hätte mir damals jemand erzählt, ich würde nur ein paar Jahre später durch die eine oder andere Kurve streunen und etliche Kontakte zu italienischen Ultras unterhalten, ich hätte ihn für verrückt erklärt.
Es folgen - wie gehabte - der Einblick in den Originalbericht sowie ein paar Fotos...