Freitag, 11. Januar 2019

2323 Kilometer - ein ganz normales Wochenende anno 2001

Unter weiter geht die Reise in die Vergangenheit! Heute blicke ich auf ein ganz normales Wochenende im November 2001 zurück. Nachdem ich am Freitag und Samstag in Bochum weilte, ging es am Sonntag noch schnell ins "gelobte Land" - aber lest selbst...

13. Spieltag 2. Bundesliga am 17.11.2001
Ruhrstadion Bochum
VfL Bochum vs. Arminia Bielefeld 0:0

Es war schon ein komisches Gefühl, als ich mich am Freitagabend ein letztes Mal mit meinem Corsamobil auf den Weg nach Bochum machte... Mein Gott, die unzähligen Kilometer, die wir auf unseren gemeinsamen Touren quer durch Europa bewältigt haben. All die Nächte, in denen ich auf deinen Sitzen mein Nachtlager aufgeschlagen habe. All dies bleibt mit Sicherheit unvergessen... Um kurz nach elf endete unser gemeinsamer Weg in Bochum-Gerthe… Nachdem ich mit Dani das Geschäftliche erledigt hatte... pass bloß gut auf meinen Kleinen auf... wurde erst mal das erste Dösken geleert, ehe wir... Cobi, Kai, Dani, Meike und ich... uns ans Fähnchenkleben für die morgige Choreographie machten... Obwohl wir uns redlich mühten, schafften wir in den nächsten fünf Stunden... in denen übrigens noch das eine oder andere Dösken geleert wurde... nur rund Hundertzwanzig der geplanten dreihundert blau-weißen Plastikfähnchen... Dank der tatkräftigen Mithilfe etlicher Damen und Herren aus dem Dunstkreis der Ultras Bochum, die sich am Samstagvormittag in den Räumlichkeiten des Fanprojekts eingefunden hatten, schafften wir es letztendlich doch noch, alle Fähnchen fertig zu stellen... Um kurz nach eins ging es dann gutgelaunt... und nicht mehr ganz nüchtern... weiter zum Ruhrstadion... Pünktlich zum Einlaufen der Mannschaften verwandelte sich die Ostkurve in ein Meer aus blau-weißen Fahnen. Zudem gab es einen überdimensionalen Doppelhalter, auf dem sich Darius Wosz mit Zepter und Umhang befand, und ein Transparent mit der Aufschrift "KNIET NIEDER VOR KÖNIG DARIUS IHR BAUERN". Eine passende Antwort auf die permanenten Pöbeleien der Ostwestfalen gegen unseren Kapitän... Die Stimmung am heutigen Nachmittag war weder bei den rund dreitausend mitgereisten Bielefeldern, noch bei uns in der Ostkurve sonderlich gut, was wohl nicht zuletzt am tristen Gebolze beider Mannschaften lag... Richtig laut wurde es eigentlich nur, wenn die Gäste mit dem allseits bekannten "Ostwestfalen Idioten..." bedacht wurden. Schade eigentlich... Letztendlich waren wohl die meisten der 13.244 Zuschauer froh, als der Schiedsrichter das Trauerspiel nach zweiundneunzig Minuten endlich beendete... Nach dem Spiel half ich noch ein wenig, unsere Utensilien aufzuräumen, ehe ich mittels Deutscher Bahn AG die knapp siebenstündige Heimreise antrat, während mein geliebtes Spaßmobil, das mir ja mittlerweile nicht mehr gehört, in Bochum blieb...

13. Spieltag Serie B am 18.11.2001
Stadio Alberto Braglia Modena
FC Modena vs. AC Reggina 3:1

Unmittelbar nach meiner Rückkehr aus Bochum trudelten auch schon Thorsten und Patrick, seines Zeichens Bayernfan aus Gammertingen ein. Nachdem sich die beiden noch ein wenig über meine Fotosammlung hergemacht hatten, hauten wir uns noch ein paar Minuten aufs Ohr... AUA... ehe wir gegen halb sechs in Richtung bella Italia starteten... Sechs Stunden später hatten wir unser erstes Etappenziel bereits erreicht. Vor dem Stadio Alberto Braglia trieben sich neben Polizia und Carabinieri, die gerade dabei waren, den Settore Ospiti weiträumig abzuriegeln, unzählige vermummte Modenesi, die die Gäste aus Süditalien wohl gebührend in Empfang nehmen wollten... Während Thorsten und Patrick sich alsbald auf die Haupttribüne des fünfzehntausend Zuschauer fassenden Stadio Alberto Braglia verzogen, machte ich noch schnell einen Abstecher in die Curva Nord, ehe ich es mir im Innenraum des Stadions bequem machte... Von wegen bequem... Da es mittlerweile wie aus Kübeln goss, war ich binnen kürzester Zeit patschnass... Während die Curva Nord zum Einlaufen der beiden Mannschaften lediglich ihre Schals, Doppelhalter und Schwenkfahnen präsentierten, hantierten die rund achthundert mitgereisten Gäste aus Kalabrien mit unzähligen roten, weißen und grünen Nebeltöpfen, sowie der einen oder anderen Bengale... Was beide Seiten in den folgenden neunzig Minuten supporttechnisch abzogen, konnte sich wahrlich sehen und hören lassen... Auf dem Spielfeld hatten die Gäste dem spielstarken Aufsteiger nur wenig entgegen zu setzen. Nach neunzig überaus unterhaltsamen Minuten konnten die Gastgeber weitere drei Punkte auf der Habenseite verbuchen... Kurz nach dem Schlusspfiff kehrten wir dem Stadio Alberto Braglia den Rücken, schließlich sollte in knapp vier Stunden das Derby zwischen Hellas und Chievo angepfiffen werden...

11. Spieltag Serie A am 18.11.2001
Stadio Marc Antonio Bentegodi Verona
Hellas Verona vs. Chievo Verona 3:2

Obwohl wir es recht ruhig angehen ließen, erreichten wir Verona rund eineinhalb Stunden später... Auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz wurden wir einmal mehr direkt hinter der Haupttribüne des Stadio Marc Antonio Bentegodi fündig... Während Thorsten und Patrick ihre bestellten Karten wenig später in Empfang nehmen konnten, war meine weit und breit nicht zu finden... Einfach umwerfend... Nachdem ich mir geschlagene fünfzig Minuten die Beine in den Bauch gestanden hatte, tauchte doch noch ein Offizieller mit meiner Karte auf. Wenig später machten wir es uns auf der Haupttribüne des WM-Stadions von 1990 bequem und harten der Dinge, die da kommen sollten... Letztendlich zog das erste Derby zwischen Hellas und Chievo in der Serie A rund fünfunddreißigtausend Zuschauer in seinen Bann. Unter ihnen gut und gerne achttausend Sympathisanten aus dem Stadtteil Chievo... Während die Curva Sud beide Mannschaften mit einer Schalparade und dem Spruchband "LA SQUADRA, LA STORIA, LA TRADIZIONE, HELLAS VERONA, ORGOGLIO E FEDELITA"... "DIE MANNSCHAFT, DIE GESCHICHTE, DIE TRADITION, HELLAS VERONA, STOLZ UND TREUE"... begrüßte, gab es seitens der North Side eine durchaus gelungene Choreographie, bestehend aus blauen und gelben Fähnchen, die eine überdimensionale Krone, auf der sich das Wappen von Chievo befand, umgaben. Des weiteren wurden unzählige blaue und gelbe Esel mit Flügeln mittels Seilen in Richtung Stadiondach gezogen. Hintergrund dieser Aktion war ein Spruchband der Curva Sud bei einem Derby in der Serie B vor einigen Jahren, auf dem man den Anhängern des Lokalrivalen mitteilte, dass der Esel, Wappentier von Chievo Verona, eher das Fliegen lernen würde, als dass Chievo in die Serie A aufsteigen würde... In den folgenden neunzig Minuten entwickelte sich ein munteres Spielchen, das die Gastgeber letztendlich mit drei zu zwei für sich entscheiden konnten, was deren Anhang gebührend zu feiern wusste. Überhaupt war die Stimmung auf beiden Seiten am heutigen Abend ganz ordentlich... Nach dem Schlusspfiff machten wir uns alsbald vom Acker, schließlich wollten wir nicht all zu lange im Abfahrtsstau stehen... Während der Sonntagsausflug nach bella Italia für mich um halb vier in Hebertshausen endete, mussten meine beiden Mitstreiter noch ein wenig durchhalten...