Samstag, 29. Dezember 2018

Aus der Kiste der Erinnerung... zwei Tage bella Italia!

So um die Weihnachtstage schwelgt man eh des Öfteren in Erinnerungen... ich weiß nicht warum, aber heute morgen geisterte aus unerfindlichen Gründen die Tour mit zwei Dachauer Freunden zum Champions League Spiel des ASV Dachau (Volleyball) bei Sisley Treviso in meinem Kopf umher. Jetzt - am Nachmittag - sitze ich hier, nachdem ich mal wieder meine alten Hefte durchforstet habe, und tippe Euch meinen damaligen Bericht ab...

4. Spieltag Volleyball Champions League am 05.02.1997
Palaverde Treviso
Sisley Treviso vs. ASV Dachau 3:0

Ursprünglich sollte uns diese Tour zum Champions League Spiel des ASV nach Treviso, sowie zum Freundschaftsspiel der Bayern in Bologna führen. Doch leider machte uns der italienische Verband einen Strich durch die Rechnung, musste Bologna an eben diesem Tag das, zwei Wochen zuvor ausgefallene Pokalspiel in Vicenza nachholen. Die Verantwortlichen der Bayern vereinbarten daraufhin ein Freundschaftsspiel am Dienstag in Perugia, was sich aber mit dem Spiel der Dachauer überschnitt. Nach kurzen Diskussionen entschlossen wir uns für das überaus wichtige Spiel des ASV und gegen eine gehörige Portion Spaß beim Spiel der Bayern in Perugia... Nicht nur, dass man Bonsai am Dachauer Bahnhof traf, nein, über zwanzig Bayernsupporter gaben uns auf dem Weg über den Brenner Geleitschutz, befanden sie sich doch auf dem Weg nach Umbrien. Logische FOlge war natürlich ein ziemlich feucht-fröhlicher Abend, der dermaßen ausartete, dass ich mich genötigt fühlte, mein Abendessen auf Herrn Freynicks Füße zu verteilen. Halb tot verabschiedeten wir uns in Verona von den Anderen, da wir von hier aus über Castelfranco, wo wir in einen Bummelzug umsteigen mussten, weiter nach Treviso fuhren. Um kurz nach neun hatten wir unser Ziel erreicht. Nun hieß es erst mal Geld wechseln, ehe wir uns nach dem Weg zur Halle erkundigten, um dort eventuell unsere Spieler zu treffen. Leider wurde daraus nichts, da an der Halle alles abgesperrt war. So ging es zurück in die echt wunderschöne City, wo man vor einer Mädchenschule (So ein Zufall aber auch! - der Tipper) erst einmal ein herrliches Frühstück , bestehend aus Semmeln, Dosenwurst und Bacardi Cola, zu sich nahm. In der Touristeninformation holten wir uns die Adresse eines echt günstigen Hotels nahe des Palaverde, bevor wir uns auf die Suche nach einer Pizzeria machten. Nachdem wir die eine oder andere Mafiatorte geschlachtet hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel, wo noch ein paar Minuten Augenpflege betrieben wurde, ehe es frischen Mutes zur Halle ging. Dort trafen wir bereits auf die ersten Dachauer, die per Bus angereist waren. Während die Anderen noch auf ihre Karten warteten, verschafften wir uns auf die übliche Weise Zutritt ins knapp fünftausend Zuschauer fassende Palaverde, das einen echt guten Eindruck hinterließ. Zum Anpfiff waren dann enttäuschende achthundert Leute in der Halle, darunter gut und gerne sechzig Dachauer, die heute für gute Stimmung sorgten. Auf Seiten der Gastgeber waren die zweihundertfünfzig, meist weiblichen "Supporter Orogranata" ununterbrochen am Singen, was echt gut rüberkam. Nicht vorzustellen, was hier los ist, wenn der Hassgegner aus Modena zu Gast ist... Unsere Halbgötter hatten heute aber nicht den Hauch einer Chance, und wurden in etwas mehr als einer Stunde gradewegs demontiert, was vor allem einem gewissen Herrn Freynick so auf die Nieren schlug, dass er sein Heil im Alkohol suchte. Nach dem Spiel sah man besagten Herrn, tiefdeprimiert und halb im Delirium, mit einer Sitzschale vor der Halle stehen, was einfach der Kult war. Ehe uns Bruno zum Hotel kutschierte, laberte man noch ein bisschen mit den Spielern (an dieser Stelle sei erwähnt, dass die damalige Mannschaft des ASV Dachau größtenteils aus Amateuren bestand, die nach den Spielen ausnahmslos noch mit den Treusten der Treuen auf ein oder zwei Bier im Vereinsheim saßen), während unsere Made versuchte, des Trainers Tochter mit dummen Sprüchen anzumachen, was dieser aber nicht zuzusagen schien. Wie komisch! Endlich zurück im Hotel beschloss "das am Boden zerstörte Etwas" sich im Bett abzulegen, aber nicht ohne, in Shorts und mit Pogon Stettin T-Shirt auf dem Balkon stehend, einer Nutte gute Nacht (!?!) zu sagen. Wie beiden Anderen ließen den Abend gemütlich bei nem Bierchen in der Hotelbar ausklingen, ehe uns der Sandmann auch ins Reich der Träume beförderte...
Hinspiel Halbfinale Coppa Italia am 06.02.1997
Stadui Romeo Menti Vicenza
Vicenza Calcio vs. Bologna FC 1:0

Irgendwann öffnete auch ich meine Äuglein wieder, und musste feststellen, dass die Anderen bereits voll auf der Höhe des Geschehens waren. Schnell raus aus den Federn und rein ins Bad, wo man dank einer eiskalten Dusche den Körper wieder in Schwung brachte. Dass dabei das halbe Zimmer unter Wasser gesetzt wurde liegt einzig und allein an der Dummheit des Installateurs, der anscheinend einen Knick in der Optik hatte... Aber halt, was hat das eigentlich noch mit Fußball zu tun? In der Innenstadt gönnten wir uns noch ein gepflegtes Frühstück und erfreuten uns an den weiblichen Schönheiten Trevisos, ehe es mit dem Zug nach Vicenza ging. Da wir unser Ziel erst nachmittags erreichten, hatten wir ein Problem bezüglich der Nahrungsaufnahme, hatten doch alle Pinten bereits dicht gemacht. So musste der italienische Bruder des Schotten herhalten, bevor wir uns, nach einem längeren Stadtbummel, auf den Weg zum Stadio Romeo Menti machten, das etwas außerhalb des Zentrums liegt. Hier traf man bereits auf die ersten Münchner, die sich dieses Spiel auch nicht entgehen lassen wollten. Im Stadioncafe, das sich unterhalb der Gegengerade befindet, machten wir es uns bequem, schließlich waren es noch etliche Stunden bis zum Kick Off. Irgendwann trafen dann auch die Sauerländer Jens & Pia-Maria ein, mit denen man sich gut unterhielt Während sich der Rest in die Kurven verzog begaben wir uns auf die Pressetribüne. Zu Beginn des Spiels zogen die "Vigilantes" eine geniale Show ab. So brannten am Zaun etliche Feuerwerkskörper, dazu präsentierten einige Ultras auf dem Spielfeld vor der Kurve ein riesiges Spruchband. Die rund tausendzweihundert Ultras aus Bologna hantierten mit einigen Bengalen, die irgendwann einfach auf den Platz flogen, Was das in Deutschland wohl für Folgen hätte? Das Spiel war dann typisch für Italien, so dass man mit einem eins-zu-null-Sieg für die Hausherren überaus zufrieden sein konnte. Einfach edel war der Support des Heimpublikums, das von der ersten bis zur letzten Minute am Pogen war. Da es sich bei diesem Match erst um das Hinspiel handelte, fiel heute keine Entscheidung, was dem Ganzen noch die Krönung gegeben hätte (bisweilen war mein Schreibstil damals schon ein bisschen wirr). Um nach dem Spiel zum zuvor vereinbarten Treffpunkt zu gelangen, mussten wir einen großen Umweg durch einige Seitenstraßen machen, hatten die Carabibieri den Bereich hinter der Gästekurve weiträumig abgesperrt, was wohl eine Reaktion auf das letzte Aufeinandertreffen beider Teams war, bei dem die Ultras aus Bologna übelst in der Innenstadt gewütet hatten. Wir wurden dann Zeuge, mit welcher Brutalität die italienischen Cops vorgehen, knüppelten sie doch die Busfahrer regelrecht in die Busse. Anschließend trieb man uns noch in ein Hotel, um uns vor den Zugfahrern, bei denen man einige üble Gestalten (mit der einen oder anderen dieser "Gestalten" hab ich inzwischen bestimmt schon mal ein Birra im "A Skeggia", in der Curva Andrea Costa oder sonstwo getrunken) ausmachen konnte, zu schützen. Jens brachte uns anschließend noch zum Bahnhof, so dass wir unseren Zug nach Verona ohne jegliche Sprinteinlage erreichten. Um kurz vor sieben war man dann endlich wider in München, wo man beschloss, zum Abschluss einer überaus gelungenen Tour, in Dachau noch gepflegt frühstücken zu gehen.