Sonntag, 7. Juli 2019

Traingslager des VfL Bochum auf Norderney anno 2002

War es in den ersten Jahren der Ultrabewegung noch "schick" ins Trainingslager zu fahren, ist es heute vielerorts verpönt, der Mannschaft ins Trainingslager zu folgen... manche Gruppe/Szene beschränkt sich auf die Anreise zu "besonderen" Vorbereitungsspielen, während andere immer noch immer und überall dabei sind... Während ich meinen Urlaub inzwischen (fast) ausschließlich mit meinen Damen verbringe, weilen etliche Fantastic Supporters aktuell im Allgäu, wohin es den VfL in diesem Sommer verschlagen hat. Grund genug, auf ein paar unterhaltsame Tage im Sommer 2002 zurückzublicken - in einer Zeit, als noch nicht alles soooo (bier)ernst war...

Donnerstag, 11.07.2002
Nachdem sich die Bochumer im vergangenen Jahr wieder in der westfälischen Pampa auf die Saison vorbereitet hatten... mein Gott, wie genial war das Trainingslager vor zwei Jahren in der Schweiz (ein Rückblick auf den Besuch am Vierwaldstättersee wäre bestimmt auch mal 'ne feine Sache)… entschied man sich diesmal für de Nordseeinsel Norderney... Nach einigen Telefonaten entschloss ich mich für ein verlängertes Wochenende nach Ostfriesland zu fahren... Während das Abenteuer für mich bereits am späten Donnerstagnachmittag begann, hatten die Bochumer noch eine geruhsame Nacht vor sich, sieht man einmal von Cobi ab, der das zweifelhafte Vergnügen hatte, mich um kurz nach zwei am Bochumer Hauptbahnhof einzusammeln... Schnell noch zwei Dösken hinter die Kiemen gekippt und ab aufs Sofa...

Freitag, 12.07.2002
Um halb sieben wurde ich von Cobi und Dani unsanft aus den Träumen gerissen. Schnell ab unter die Dusche und 'ne Tasse Kaffee hinter die Kiemen gekippt, und schon befanden wir uns auf dem Weg zum Kirmesplatz, wo wir uns mit der zweiten Autobesatzung... die ursprünglich aus Fabian, Marcel, Kai und Meike bestehen sollte, letztgenannte aber kurzfristig abgesprungen war... verabredet hatten... Während Fabian und Kai bereits auf uns warteten, war von Marcel weit und breit nichts zu sehen. Nachdem wir eine Viertelstunde gewartet hatten, meldete sich der Herr aus dem Dunstkreis der Supreme Corps via Handy mit der Bitte, ihn im Keller abzuholen... Letztendlich machten wir uns mit knapp dreißigminütiger Verspätung auf den Weg nach Ostfriesland... Um kurz vor elf hatten wir unser erstes Etappenziel Aurich erreicht... Nachdem wir unsere Zelte... HALT... nachdem Cobi und Dani ihr Zelt aufgebaut hatten.. in der Zwischenzeit lieferten Fabian und ich die Hängematte - Fazit: Für zwei Personen nicht geeignet... ging es gutgelaunt weiter nach Norddeich, von wo aus mit der Fähre nach Norderney übergesetzt werden sollte... In Norddeich wurden wir bereits von Suppe und Velbi erwartet, die das heutige Testspiel der Bochumer gegen die Ostfrieslandauswahl ebenfalls mit ihrer Anwesenheit beglücken wollten... Kaum hatten wir die Fähre geentert, war diese auch schon ordentlich beflaggt. Tja, schließlich sollte jeder wissen, woher wir kommen... Wir hatten gerade abgelegt, da stellte sich die Frage nach den Fahrkarten... Nach kurzer Diskussion machten wir uns auf die Suche nach dem Schaffner. Als wir diesen auf dem Zwischendeck endlich gefunden hatten, teilte er uns mit, dass es Gruppenkarten nur in Norddeich oder auf Norderney, nicht aber auf der Fähre gäbe. Auch gut... Die restliche Überfahrt verlief übrigens feucht-fröhlich... Auf Norderney schlossen wir uns spontan einer Schulklasse an, und sparten uns so nicht nur die Kosten für die Überfahrt, sondern auch die Kurtaxe... Nachdem wir unsere Vorräte im nächstbesten Supermarkt aufgefüllt hatten, zogen wir weiter zum Strand... Nachdem wir unsere Badetücher... äh... Fahnen fachmännisch ausgebreitet hatten, konnte der gemütliche Teil des Tages beginnen... Nachdem wir den Eimer etliche Male geleert hatten... Ballermann ole… meinten einige Herren, ein kleines aber feines Fußballspiel veranstalten zu müssen. Tja, schnell aus Doppelhaltern zwei Tore gezimmert, und schon erfolgte der Anpfiff... Während sich die Jungen vor allem durch derbe Pöbeleien hervortaten, konnten wir Alten durch schöne Kombinationen glänzen... oder täusch ich mich jetzt? Nach einigen mißglückten Kopfbällen... vor allem der Versuch, einen flach gespielten Ball mit dem Kopf weiterzuspielen, war mehr als genial... verabschiedete sich Kai von uns, da er das unbändige Verlangen verspürte, einmal um Norderney herumzulaufen... Ob er sein Vorhaben letztendlich in die Tat umgesetzt hat, bleibt wohl für immer sein Geheimnis. Auf jeden Fall tauchte er nach knapp zwei Stunden wieder auf.... Wenig später packten wir unsere sieben Sachen zusammen, schließlich wartete ja noch der eigentliche Grund unseres Norderneybesuches auf uns...

Vorbereitungsspiel am 12.07.2002
Sportplatz an der Mühle Norderney
Ostfrieslandauswahl vs. VfL Bochum 0:14

Die Tatsache, dass der Sportplatz an der Mühle über einen Hintereingang verfügt, verleitete die Hälfte unserer illustren Reisegruppe, die Heimstätte des TuS Norderney ohne gültige Eintrittskarte zu betreten... Nachdem wir unsere Fahnen... äh... Badetücher... STOP... Nachdem wir unsere Fahnen fernsehgerecht befestigt hatten... tja, wo waren eigentlich die Herren von Premiere... machten wir uns auf der überdachten Tribüne bequem... Zu Beginn des Spiels kamen auf unserer Seite ein paar Doppelhalter, zwei Schwenkfahnen und eine Magnesiumfackel... die übrigens stolze zehn Minuten vor sich hin brannte... zum Einsatz, während es seitens der Gastgeber keinerlei nennenswerte Aktionen gab... Es muss wohl am allgemeinen Pegel gelegen haben, oder wie lässt es sich sonst erklären, dass wir fast das komplette Spiel über am Singen waren... Ist ja auch egal. Jedenfalls war unser Trainer (die Schalker Sau) derartig begeistert, dass er uns einen Kasten Bier versprach... Nach dem Spiel sorgten wir noch schnell fürs leibliche Wohl, ehe wir uns auf den Weg zum Hafen machten, schließlich wollten wir ja nicht auf Norderney übernachten... Die Zeit bis zur Ankunft der letzten Fähre nutzten die Einen, um sich ein wenig von den Strapazen des Tages zu erholen, während die Anderen lustige Lieder mit den Mitgliedern eines Chanty Chores sangen... Unser Fahrkartenproblem... tja, da wir uns vor dem Spiel nicht um Karten gekümmert hatten, und es danach keine mehr zu kaufen gab, war guter Rat teuer... löste sich glücklicherweise in Luft auf, da wir den Schaffner überzeugen konnten, dass der VfL Bochum bereits für unsere Überfahrt bezahlt hätte... Sowohl die Überfahrt nach Norddeich, als auch die anschließende Fahrt nach Aurich verliefen überaus geruhsam... Während ich mich alsbald auf der Terrasse der Familie Lühder (die Eltern von Enno und Heike hatten uns leichtsinnigerweise Asyl angeboten) ablegte... mein Akku war einfach leer... ließ der Rest den Abend in gemütlicher Runde ausklingen... Ach ja, der Sohn des Hauses (Heiko - Enno weilte schon damals im Ausland) hatte noch seinen großen Auftritt... Wovon er nun zu viel konsumiert hatte sei mal dahingestellt... Plötzlich sprang er von seinem Gartenstuhl auf, rannte planlos hin und her, frage, ob er günstig stände, und schon ließ er sich noch mal alles durch den Kopf gehen... "Und kotzt mir ja nicht auf die Terrasse", höre ich ihn noch heute sagen...

Samstag, 13.07.2002
Am nächsten Morgen ging zuerst die Sonne auf und dann wurde es hell... oder war es etwa umgekehrt? Auf jeden Fall gelang es ihr sogar bis zu mir vorzudringen und mich wach zu kitzeln. Nach erquickender Dusche machte ich es mir mit Fabian im Wintergarten der Familie Lüder bequem, wo uns ein mehr als geniales Frühstück erwartete... Nach und nach fanden sich auch Heiko, Marcel, Cobi und Dani ein... Irgendwann machten wir uns dann auf den Weg in die Innenstadt Aurichs, schließlich mussten unsere Vorräte... vor allem die flüssigen... aufgefüllt werden, und eine Pinte... oder ähnliches... für den Abend ausfindig gemacht werden... Eher zufällig stach uns ein Flyer von Dinis Disko ins Auge... AUA... auf dem etwas von wegen Beach-Party und Sangria aus Eimern stand... Klar, dass wir da hin mussten... Am Nachmittag wollten wir jedoch noch schnell in Firrel vorbeischaun, wo folgendes Spiel ausgetragen werden sollte...

Vorbereitungsspiel am 13.07.2002
Sportplatz Grün-Weiß Firrel
Concordia Ihrhove vs. Hertha BSC (A) 0:0

Da wir viel zu früh in Firrel eintrafen, kamen wir in den zweifelhaften Genuss eines Damenspiels, das auf einem Nebenplatz stattfand... Einziges Highlight der schwachen Darbietung war der Name des Trikotsponsors der Grün-Weißen... Fugendichtungsarbeiten Müller... Nach dem Schlusspfiff wechselten wir zusammen mir einem Herren aus dem Dunstkreis der Eastside Bremen... tja, Leute, dat war eine echt merkwürdige Gestalt... den wir mit allerlei Schauermärchen über die ach so bösen Bochumer gut schocken konnten, auf den Hauptplatz... oder besser gesagt... zum Bierstand... Da uns das Spiel zwischen Concordia Ihrhove und den Amateuren der Berliner Hertha... nach Fans des Hauptstadtclubs suchten wir übrigens vergeblich... nicht gerade vom Hocker riss, verließen wir den Ort des Geschehens mit dem Pausenpfiff... Die Fahrt zurück nach Aurich verlief überaus unterhaltsam, was vor allem an zwei überaus albernen Gestalten lag... Unmittelbar nach unserer Rückkehr heizte Heiko den Grill im elterlichen Garten an, schließlich galt es acht hungrige Mäuler zu stopfen... Anschließend machten wir uns dann ausgehfertig... Short und T-Shirt mussten herhalten, schließlich sollte es ja auf eine Beach-Party gehen... Was sich in den folgenden Stunden in Dinis Disko abspielte ist nur schwer in Worte zu fassen... Bisweilen tanzten einige Herrschaften nur mit Boxershorts bekleidet auf den Tischen, der Sangria war um halb eins ausverkauft und... ach, fahrt doch das nächste Mal einfach mit... Irgendwann wurde dann zum Rückzug geblasen... Zu ein paar unschönen Szenen kam es vor Dinis Disko, als ein paar Helden meinten, uns unbedingt ans Bein pissen zu müssen... Tja Jungs, aber nicht mit uns... Während Fabian die erste Ladung zum Hause Lüder beförderte, kippten Kai, Marcel und ich noch schnell ein Bierchen in einer urigen Pinte... Während ich mich, wie auch schon am Vorabend alsbald ins Reich der Träume verabschiedete, feierte der Rest der illustren Gesellschaft noch ein bisschen weiter...

Sonntag, 14.07.2002
Als ich am nächsten Morgen aus den Federn... äh... dem Schlafsack kroch, quälten mich starke Kopf- und Rückenschmerzen. Zweifelsohne die Folgen des abendlichen Umtrunks und des harten Fußbodens... tja, ich hatte die Nacht auf dem Fußboden des Wintergartens verbracht... Nach rund zehn Minuten unter der eiskalten Dusche kehrten meine Lebensgeister langsam wieder zurück... Wie auch schon am Vortag verwöhnte uns Heikos Mutter mit allerlei kulinarischen Köstlichkeiten. Komisch nur, dass heute dem Einen oder Anderen der rechte Appetit fehlte... Nach dem Frühstück wurde noch schnell  eine kleine Gedächtnisstütze für unseren Trainer gepinselt... "PEDDA MACH DIE KISTE VOLL"... ehe wir uns auf den Weg zum Stadion am Ellernfeld machten. Natürlich nicht, ohne uns von unseren Gastgebern gebührend zu verabschieden...

Vorbereitungsspiel am 14.07.2002
Stadion am Ellernfeld Aurich
SpVgg Aurich vs. VfL Bochum 2:1

Unmittelbar nach unserer Ankunft im Stadion am Ellernfeld, das über eine überdachte Tribüne auf der einen Geraden und ein paar Stufen auf der anderen verfügt, kümmerten wir uns erst einmal um unsere Fahnen... Kai verspürte hierbei plötzlich das Verlangen, aufs Stadiondach zu klettern - tja, jedem das seine... ehe wir am Bierstand dem Anpfiff entgegenfieberten. Ach ja, Cobi, Marcel und Kai veranstalteten noch schnell einen Schwenkfahnenwettlauf. Unglaublich aber wahr... Zum Einlaufen der Spieler hantierten wir mit den eben erwähnten Schwenkfahnen und ein paar farbigen Rauchfackeln. War die Stimmung beim Spiel auf Norderney noch ganz ordentlich, schwächelten wir heute auf ganzer Linie, was wohl nicht zuletzt an der vorabendlichen Beach-Party lag... In der Halbzeitpause wurde kurzerhand das Spielfeld gestürmt, um unserer Forderung nach dem, von Herrn Neururer versprochenen Kasten Bier Nachdruck zu verleihen... Nach kurzer Diskussion einigten wir uns darauf, die Angelegenheit nach dem Spiel zu klären. Apropos Spiel. Was unsere Herren Profis hier und heute boten, grenzte schon fast an Arbeitsverweigerung... Letztendlich war man mit der knappen Niederlage mehr als gut bedient... Nach dem Spiel wartete ich noch ein paar Minuten mit den restlichen Bochumern auf Herrn Neururer, der erst einmal seinen Mannen die Leviten lesen wollte, ehe ich mich mit einem Bochumer und einem Bremer... letzterer hatte sich spontan bereit erklärt mich zum Bremer Hauptbahnhof zu kutschieren... auf den Weg in die Hansestadt machte... Die anschließende Zugfahrt in die Heimat verbrachte ich mehr oder weniger schlafend... Abschließend möchte ich mich noch einmal bei allen Beteiligten für dieses unvergessliche Wochenende bedanken...